Schweden feiert wie ein Weltmeister: „Fantastisch“

Sinsheim (dpa) - Nach der Niederlage im WM-Halbfinale gegen Japan war die Kritik am schwedischen Team heftig. Doch die „Tre Kronors“ haben sich zusammengerauft und das Spiel um Platz drei gewonnen.

Der sonst so charmante Trainer von Gegner Frankreich war reichlich bedient.

Die Konfetti-Kanonen schossen tausende Schnipsel in der Farbe Bronze auf den Rasen. Doch in der Sinsheimer WM-Arena wirkten sie auf den ersten Blick wie Gold. Nach dem in Unterzahl schwer erkämpften 2:1 (1:0)-Sieg im „kleinen Finale“ über Frankreich feierten die schwedischen Fußballfrauen, als wären sie gerade Weltmeister geworden. Gewonnen hatten sie bei der WM zwar „nur“ den dritten Platz, doch Freude und Genugtuung waren am Samstag riesengroß. Selbst die Torhüterin Hedvig Lindahl und Starstürmerin Lotta Schelin, die nach dem Scheitern im Halbfinale gegen Japan wegen schwacher Leitungen kritisiert worden waren, konnten wieder lachen.

„Es ist fantastisch, Dritter zu werden. Wir sind die Besten in Europa“, sagte Schelin mit Blick auf das Finale Japan gegen USA am Sonntag. Sie hatte Schweden in der 29. Minute mit 1:0 in Führung geschossen und war eine der Stärksten auf dem Platz. Auch ihr Trainer Thomas Dennerby wirkte äußerst erleichtert. Dieser Erfolg sei sehr wichtig für die „Tre Kronors“, erklärte der 51-Jährige. „Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Nach dem Aus gegen Japan wollten wir allen zeigen, dass wir als Mannschaft zurückkommen können.“

Zwar entwickelte sich zunächst eine spielerisch enttäuschende Partie. Doch die sehenswerte zweite Hälfte entschädigte für vieles. Nachdem die eingewechselte Französin Élodie Thomis zum 1:1 ausgeglichen hatte (56.), verlor Schweden auch noch die Stürmerin Josefine Öqvist mit Rot wegen einer Tätlichkeit (68.). Doch während Öqvist das Spiel im Fernsehen weiterverfolgte und fast einen „Herzinfarkt“ erlitt, wie sie nachher schmunzelnd zugab, ließen sich ihre Kolleginnen nicht hängen. „Wir rissen uns zusammen und wurden noch stärker“, sagte die nach 62 Minuten gekommene Marie Hammarström.

Die 29-Jährige war es auch, die in der Schlussphase für Schwedens Siegtreffer sorgte gegen die zuvor im Turnier so spielstarken, nun aber nach eigenem Bekunden müden „Les Bleues“. Erst tanzte sie im Strafraum eine Gegnerin aus, dann zielte sie ins lange Eck (82.).

Diese Szene brachte aber Frankreichs Trainer Bruno Bini auf die Palme. Dem Tor sei eine „lausige Ecke“ vorausgegangen. „Eine Fehlentscheidung“, kritisierte der 56-Jährige die Schiedsrichterin Kari Seitz (USA). Schon zuvor war der ansonsten so charmante Bini bedient gewesen. „Wenn man zwei Spielerinnen auf einmal verliert, dann ist es schwierig“, erklärte er. Denn nach 32 Minuten musste Spielmacherin Louisa Nécib (Knieverletzung) ebenso raus wie die Torhüterin Bérangère Sapowicz. Sie war bei Schelins Tor umgeknickt. So sagte Nécib: „Wenn Du Vierter wirst, bist Du der Idiot.“

Den Schwedinnen war es egal - auch Schelin, die es „komisch“ fand, dass auf der Gegenseite acht ihrer französischen Kolleginnen von Champions-League-Sieger Olympique Lyon standen. Stattdessen feierte Dennerbys Elf feuchtfröhlich im Entmüdungsbecken. Selbst Verbandschef Lars-Ake Lagrell sprang in den Pool und jubelte über den größten Erfolg seit 2003, als Schweden im WM-Finale gegen Deutschland verlor.

Und alle blickten schon in die Zukunft. Wie Frankreich haben die Skandinavierinnen die Olympiateilnahme 2012 sicher. Zudem hofft Dennerby, „dass die Mannschaft gute Werbung für die EM 2013 gemacht hat“. Die findet nämlich in Schweden statt. Und der Coach wünscht sich, „dass die Leute zu Hause verstanden haben, wie sehenswert der Frauenfußball ist“. Dann sprach er im Überschwang der Gefühle sogar davon, dass seine Spielerinnen „Heldinnen“ seien. Die Bronzemedaille schien einen goldenen Schimmer zu haben - wie das Konfetti.