Analyse: Die Erfolgsstory der Karla Kick

Frankfurt/Main (dpa) - Sie ist eine der Gewinnerinnen der WM: Karla Kick. Die Katzen-Lady dürfte das bisher populärste Maskottchen in der Geschichte der Frauenfußball-Weltmeisterschaften sein. Marta blieb zum Glück eine Ausnahme, die kurz vor ihrem Aus mit Brasilien rätselte:

„Hä? Wer? Welche Riesenkatze? Nein, die habe ich hier noch nirgendwo gesehen!“ Steffi Jones hat da einen besseren Überblick: „Karla wurde zu einem richtigen Star dieser WM. Und ich mag sie sehr, wir tanzen auch schon mal zusammen.“ Auch die FIFA nennt ihr offizielles Maskottchen einen „Riesenerfolg“, wenngleich noch keine Verkaufszahlen für die kleinen Karla-Kuscheltiere, Karla-Shirts und Karla-Pins aus den offiziellen Fanshops der WM-Stadien vorliegen.

Es ist allerdings auch nicht sonderlich schwer, das bis dato beliebteste Frauen-WM-Maskottchen zu sein: Bisher gab es erst einen Glücksbringer, der überhaupt einen Namen hatte: Den Fuchs „Nutmeg“ (Muskatnuss) beim Turnier in den USA 1999. Lieblos ohne Namen waren: ein Vogel (bei der allerersten WM in China 1991), ein weiblicher Wikinger (Schweden 1995) und zuletzt ein chinesisches Mädchen (China 2007). Als das Turnier 2003 wegen der SARS-Pandemie von China in die USA verlegt werden musste, kam man gänzlich ohne Maskottchen aus.

Karla nun ist ein Profi unter den Maskottchen. Die „Sportkatze“ hat sogar eigene Autogrammkarten (Hobby: „Mit so vielen Menschen wie möglich feiern“) und ein Lied: „Ready Or Not“ vom Michael Mind Project feat. Sean Kingston. Geboren ist sie am 18. Juni 1995, als Deutschlands Frauen erstmals in einem WM-Finale standen. Die FIFA-Sprecherin Ségolène Valentin betont, dass der Katzen-Teenie in einer Umfrage unter Frauenfußball-Fans vor allem als „reizend/süß“ (81 Prozent) und „jugendlich/trendy“ (75) wahrgenommen wurde.

Von Facebook-Usern bekam Karla Komplimente dafür, dass sie eine Hose trägt - im Gegensatz zum oft verspotteten 2006er WM-Maskottchen Goleo. Bei einer dpa-Blitzumfrage auf der Frankfurter Fanmeile erzählt Naomi (6): „Sie hat mit mir abgeklatscht. Und ich hab' ein Foto mit Karla“. Katharina (18) findet sie „süß, aber sie ist schon eher was für Kinder“. Elijah (8) meint, Karla sei „coooool“. Frankfurts Sportdezernent Markus Frank (CDU) schwärmt über Stimmungskanone Karla: „Sie hat so eine fröhliche Gestalt, obwohl sie zunächst - wie man hier in Frankfurt sagt - etwas behäbig wirkt.“

Für etwas Wirbel sorgte ein Vorfall neben einem Getränkezelt auf der Fanmeile. Da wurde beobachtet, wie aus dem Plüschkostüm mit dem überproportionalen Breitkopf und den überdimensionalen schwarzen Schuhen ein junger Mann entstieg. Ausgerechnet zur Frauen-WM!!!

Maskottchen polarisieren ja irgendwie immer: Für die „Frankfurter Rundschau“ sieht Karla aus „wie ein Eichhörnchen, das in einem Atomkraftwerk groß wurde“. Die „Süddeutsche Zeitung“ hielt Grünen-Chefin Claudia Roth, die gewohnt optisch auffällig auf gefühlt jeder WM-Tribüne saß, gar für das wahre WM-Maskottchen.

Und was dachten die deutschen Spielerinnen über Karla, die nicht redet, weil Katzen nun mal nicht reden und deshalb nur Zeichensprache macht? „Die Karla ist schon sehr süß, und sie sorgt auch richtig für Stimmung im Stadion“, meint Lira Bajramaj. Babett Peter ist da zurückhaltender: „Ich finde es schön, dass wir ein eigenes Maskottchen haben. Ob es ein schönes Maskottchen ist, das lasse ich jetzt mal dahingestellt.“