Selbstmordanschlag auf US-Botschaft in Ankara
Istanbul (dpa) - Bei einem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara sind mindestens zwei Menschen getötet worden. Eine Frau wurde zudem lebensgefährlich verletzt, als der Attentäter in einem Eingangsgebäude zum Botschaftsgelände seinen Sprengsatz zündete.
Die türkische Regierung erklärte, die Tat sei von einem 30-jährigen Linksextremisten aus den Reihen der verbotenen DHKP-C verübt worden. Zunächst war spekuliert worden, dass radikale Islamisten hinter der Tat stecken könnten.
Die türkische Regierung verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen für diplomatische Vertretungen, auch für die in unmittelbarer Nachbarschaft des Tatortes gelegene deutsche Botschaft.
In dem Gebäude, in dem der Attentäter seinen Sprengsatz zündete, werden Besucher der US-Botschaft von Wachleuten kontrolliert. Den Ermittlungen zufolge war der Mann bis unmittelbar in die Sicherheitsschleuse gelangt. Durch die Wucht der Explosion wurde der Stahlrahmen einer Sicherheitstür aus der Außenwand des Gebäudes gerissen. Mit dem Attentäter starb auch ein Wachmann.
Die US-Diplomaten auf dem Gelände sollen sich zeitweise in Schutzräume zurückgezogen haben. Das Hauptgebäude der Botschaft blieb unbeschädigt.
Die türkischen Behörden schickten zahlreiche Rettungswagen und Feuerwehrleute zum Tatort. Die Polizei hatte auch einen Hubschrauber im Einsatz. Sie sperrte das Gelände weiträumig ab. Medienberichten zufolge befürchteten die Behörden, dass ein möglicher zweiter Anschlag verübt werden könnte.
Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Tat scharf. Er forderte zu Einigkeit und zum weltweiten gemeinsamen Kampf gegen Terrorismus auf. Sein Land werde niemals in die Knie gehen, sagte er.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Vizepräsident Joe Biden verurteilten den Anschlag. Merkel sagte zu Beginn eines Treffens mit Biden im Kanzleramt, sie habe von dem neuen Anschlag in Ankara „mit Bestürzung“ erfahren. Biden verwies darauf, dass es zwischen den USA und Deutschland bereits seit mehreren Jahren eine „sehr enge Zusammenarbeit gegen den Terrorismus“ gebe.
Nach dem Anschlag war zunächst der Verdacht aufgekommen, die Tat könne mit dem von den USA geführten Kampf gegen Terrorgruppen in Zusammenhang stehen und von Islamisten verübt worden sein. Vor dem Anschlag auf die Botschaft hatte die türkische Tageszeitung „Milliyet“ von der Festnahme eines Schwiegersohns des 2011 getöteten Al-Kaida-Anführers Osama bin Laden in Ankara berichtet. Türkische Geheimdienstler hätten ihn in Ankara gefasst. Der mit einem gefälschten Pass aus dem Iran in die Türkei eingereiste Mann sei nach einem Hinweis aus den USA in einem Hotel festgenommen worden. Die USA hätten seine Auslieferung beantragt, was die Türkei aber ablehne.