Spanien durch Rating-Abstufung in Bedrängnis
Madrid/New York (dpa) - Spanien rutscht tiefer und tiefer in den Krisenstrudel. Die mächtige US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) senkte die Kreditwürdigkeit des Euro-Sorgenkindes gleich um zwei Stufen und setzte den Ausblick auf „negativ“.
Damit droht eine weitere Herabstufung. Vor diesem Hintergrund dürfte es für die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone immer teurer und schwieriger werden, sich Geld von Investoren zu besorgen. Die Märkte reagierten umgehend: Die Zinsen, die das Land für die Aufnahme neuer Schulden bieten muss, stiegen am Freitag weiter an. Auch vom Arbeitsmarkt kamen neue Hiobsbotschaften.
Die Notenwächter von S&P senkten die Bonität des von der Schuldenkrise schwer in Mitleidenschaft gezogenen Landes am späten Donnerstag um zwei Stufen von „A“ auf „BBB+“ herab. Die Haushaltslage dürfte sich vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Probleme verschlechtern, begründete der Rating-Marktführer den Schritt. Gleichzeitig steige die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung den Banken mit weiteren Hilfen unter die Arme greifen müsse. Das wiederum berge das Risiko, dass die Verschuldung weiter ansteigen könne, hieß es.
Die Absenkung des Ratings durch S&P dürfe für zusätzlichen Druck auf Spanien sorgen. Das zeigte sich am Freitag: Die Rendite für zehnjährige spanische Anleihen stieg um 0,14 Prozentpunkte auf 5,931 Prozent. Deutschland im Vergleich hat ein Spitzenrating von „AAA“ und kann sich entsprechend günstig Geld am Kapitalmarkt borgen.
Bis 2008 besaß Spanien ebenfalls das begehrte Gütesiegel „Triple-A“. Dann brach die Finanz- und Wirtschaftskrise und jetzt die Schuldenkrise über das Land herein. So ging es immer weiter bergab. Zuletzt senkte der S&P-Rivale Moody's im Februar das spanische Rating. Bei Moody's kommt Spanien noch auf eine gute bis befriedigende Note („A3“).
Schlechte Nachrichten auch vom spanischen Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote stieg im April auf den höchsten Stand seit 18 Jahren. Sie schnellte von 22,9 Prozent im Vormonat auf 24,44 Prozent nach oben, wie die Statistikbehörde INE in Madrid mitteilte. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg auf 23,80 Prozent gerechnet. Das unter der Schuldenkrise leidende Land hat die höchste Arbeitslosenquote in der Eurozone.
Insgesamt sind den Angaben zufolge derzeit in Spanien 5,64 Millionen Menschen arbeitslos. Die Anzahl der Haushalte, deren Mitglieder alle ohne Job sind, nahm demnach um 153 400 auf 1,73 Millionen zu.
Spanien ist mittlerweile der drittgrößte Haushaltssünder im Euro-Raum mit einem Fehlbetrag von 8,5 Prozent im vergangenen Jahr. Noch schlimmer steht es nur um Griechenland (9,1 Prozent) und Irland (13,1 Prozent).
Die spanische Wirtschaft stürzte zu Jahresbeginn in die Rezession. S&P geht davon aus, dass es im Gesamtjahr um 1,5 Prozent bergab geht und im kommenden Jahr nochmals um 0,5 Prozent. Bislang waren die Ratingwächter von einem Wirtschaftswachstum ausgegangen.
Die Regierung hat sich vorgenommen, das Defizit in diesem Jahr auf 5,3 Prozent zu drücken - angesichts des Wirtschaftsabschwungs eine schwierige Aufgabe. Spanien gilt deshalb als Sorgenfall der Euro-Zone. Immer wieder gibt es auch Spekulationen, dass das Land am Ende internationale Hilfe beanspruchen müsse.
Die Abstufung spiegele die steigenden Risiken für Spanien wider, erklärte S&P. Es fehlt nicht mehr viel, dann landet die Kreditwürdigkeit im sogenannten Schrottbereich. Das bedeutet zum einen weiter steigende Zinsen, zum anderen sinkt die Zahl der Investoren, die dann noch bereit wären, Spanien Kredit zu gewähren.
Am deutschen Aktienmarkt ging es nach der Abstufung zunächst abwärts, die Indizes drehten dann binnen der ersten Handelsstunde aber größtenteils ins Plus.