Spannungen auf der Flüchtlingsroute durch neue Grenzzäune

Ljubljana (dpa) - So ganz klar ist nicht, was Slowenien in der Flüchtlingskrise macht und erreichen will.

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Regierungschef Miro Cerar begründet die seit Mittwoch errichteten Grenzzäune zum jüngsten EU-Mitglied Kroatien damit, die Außengrenze des visafreien Schengen-Reiseraums solle so geschützt werden. Die Grenze werde aber nicht geschlossen. Die Flüchtlinge würden lediglich über die regulären Übergänge umgeleitet. Von den insgesamt 670 Grenzkilometern sollen nur 80 mit einem Zaun bewehrt werden, schreiben die Medien.

Die ersten Teilstücke sind noch nicht fertig, da gibt es schon Streit zwischen den EU-Nachbarn. Der Zaun stehe bei Rigonce auf kroatischem Territorium, behauptet Zagreb und will seinen Abbau notfalls selbst durchsetzen. Slowenien versichert, die neue Blockade stehe ausschließlich auf eigenem Staatsgebiet. Das Problem: Der Grenzverlauf ist an dieser Stelle seit über zwei Jahrzehnten umstritten.

Schnell baut sich eine Drohkulisse auf: Dutzende schwer bewaffnete slowenische Polizisten stehen bereit, um einen möglichen Angriff Kroatiens auf den Grenzzaun abzuwehren. Schon kommt die Warnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Erinnerung, in der Flüchtlingskrise befürchte sie bewaffneten Streit zwischen den Balkanländern.

Traditionell schauen die Slowenen, im alten Jugoslawien immer am weitesten entwickelt, etwas gönnerhaft oder sogar hochnäsig auf die Kroaten, fühlen sich ihnen überlegen. Die legen das gleiche Verhalten gegenüber ihrem serbischen Nachbarn an den Tag. Zuletzt hatte Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic die Serben wiederholt unter der Gürtellinie beleidigt.

Welche Folgen hat der Grenzzaun für die Flüchtlinge auf der Balkanroute? Eigentlich kommen schon heute kaum Menschen über die grüne Grenze nach Slowenien. Fast alle erreichen das Schengenland per Zug von Kroatien über den Bahnhof Dobova. Daher glaubt das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Belgrad auch nicht, dass es größere Rückstaus an Migranten geben wird. Warum aber dann der Zaun? Entweder sei das innenpolitische Symbolik oder man bereite eine echte Schließung auch der Grenzübergänge in der Zukunft vor, heißt es hinter vorgehaltener Hand.

Weiter südlich auf der Balkanroute erwarten die Medien in Serbien und in Mazedonien, dass über kurz oder lang Deutschland und Österreich ihre Grenzen dichtmachen. Wie darauf reagiert werden soll, lassen die Regierungen bisher offen. Serbien zum Beispiel renoviert zurzeit zehn Kasernen im ganzen Land. Die sollen im Falle eines Falles den Flüchtlingen als Winterquartier dienen. Allerdings sollen die erst in drei Monaten fertigstellt sein, berichtete die Belgrader Zeitung „Danas“. Dann ist der Winter schon fast vorbei.

Es schlummert also viel Konfliktpotenzial auf der Hauptflüchtlingsroute. Bisher hatten sich Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien als Transitland in die Aufnahmestaaten Österreich, Schweden und vor allem Deutschland verstanden. Die Menschen hielten sich nicht länger als 24 oder 48 Stunden im jeweiligen Land auf. Das kann sich schnell ändern.