Steinbrücks Frau redet Klartext - und rührt ihren Mann
Berlin (dpa) - Die Ehefrau von Peer Steinbrück hat mit einer sehr persönlichen Schilderung der Wahlkampfbelastungen ihren Mann fast zu Tränen gerührt.
„Es wird immer nur geguckt, wo können wir ihn erwischen“, sagte Gertrud Steinbrück am Sonntag bei ihrem ersten öffentlichen Wahlkampfauftritt in Berlin. In Richtung Medien betonte sie auf dem Parteikonvent der SPD: „Die ganzen Bonbons, die da am Hemd kleben, werden immer wieder aufgefrischt, das finde ich schwer zu ertragen.“ Sie könnten wie früher Scrabble spielen, spazieren gehen - stattdessen habe sich ihr Mann für diese Kanzlerkandidatur entschieden.
„Und dann wird er nur noch verhauen, für das, was er vorher gemacht hat.“ WDR-Moderatorin Bettina Böttinger fragte daraufhin Steinbrück: „Warum tun Sie es?“ Der 66-Jährige war sichtlich bewegt, kämpfte mit den Tränen und konnte nicht antworten. Daraufhin standen die 200 Delegierten auf und dankten ihm mit langem Beifall. Seine Frau betonte: „Ich bin preußisch erzogen: Jetzt wird das Ding auch durchgezogen“. Böttinger meinte, Medien würden es oft nicht anerkennen, dass sie es mit Menschen und Persönlichkeiten zu tun hätten.
Die Gymnasiallehrerin Gertrud Steinbrück beeindruckte die SPD-Mitglieder mit viel Witz und Klartext. Ihre Reaktion auf die Kandidatur? „Ich war erschüttert.“ Ihr Mann habe damit lange hinter dem Berg gehalten. „Ich glaube, ich habe es aus den Nachrichten erfahren.“ Als ihr Mann sie von der überstürzten Kür informieren wollte, habe er gesagt: „Halt dich fest, es ist was passiert.“ Es habe jedenfalls keine tiefgreifenden Erörterungen gegeben.
Auf die Frage, was ihr Mann zu Hause in Bonn besonders gut könne, sagte Gertrud Steinbrück: „Lesen.“ Und ergänzte dann: „Sehen Sie es mal so rum: Er stört nicht.“ Derzeit kämen sie oft nur zum Telefonieren, diese Woche einmal fünf und einmal zwei Minuten. Damit würden sie aber den Rededurchschnitt eines deutschen Ehepaars übertreffen. Sollte ihr Mann die Wahl gewinnen, wolle sie ihre Zurückhaltung beibehalten: „Ich kann keine Michelle Obama geben.“ Auf Staatskosten schicke Reisen machen, das habe sie nicht vor.