Stichwort: Kundus
Kundus (dpa) - Die nordostafghanische Provinz Kundus grenzt an Tadschikistan an und hat nach offiziellen Schätzungen knapp eine Million Einwohner. Mit rund 8000 Quadratkilometern Fläche ist sie etwa doppelt so groß wie das Saarland.
Die gleichnamige Provinzhauptstadt ist das regionale Zentrum der vier Provinzen Kundus, Badachschan, Baghlan und Tachar. Die Provinz Kundus hat einen für Nordafghanistan außergewöhnlich hohen Anteil an Paschtunen, aus denen sich die radikalislamischen Taliban vor allem rekrutieren.
Der Bundeswehr-Einsatz in Kundus begann im Oktober 2003. Ziel war, für ein sicheres Umfeld beim Wiederaufbau zu sorgen. Damals schätzte die Bundeswehr die Provinz als „ruhig, aber nicht stabil“ ein. Ab 2007 eskalierte die Gewalt, die Bundeswehr wurde in den folgenden Jahren zunehmend in Gefechte mit den Taliban verwickelt.
Vor allem durch zwei Vorfälle erlangte der Name Kundus in Deutschland traurige Berühmtheit: Am 4. September 2009 ordnete Bundeswehr-Oberst Georg Klein einen Luftangriff auf zwei von den Taliban gekaperte Tanklastzüge an, bei dem auch viele Zivilisten starben. Am Karfreitag 2010 wurden bei den bis dahin schwersten Gefechten in der Geschichte der Bundeswehr drei deutsche Soldaten in einem Hinterhalt der Taliban getötet.
Kundus und die Nachbarprovinz Baghlan bilden heute die unsicherste Region Nordafghanistans, nirgendwo wurden mehr deutsche Soldaten bei Anschlägen und Angriffen getötet. In der Provinz Badachschan - aus der die Bundeswehr bereits im vergangenen Oktober abzog - verschlechtert sich die Lage zusehends. Wirtschaftlich hat die Gegend vom deutschen Engagement deutlich profitiert.