15.000 Volt Stromleitung stürzt auf ICE mit hunderten Fahrgästen

Hamburg (dpa) - Wegen einer gerissenen 15.000-Volt-Oberleitung haben am Sonntag rund 430 Fahrgäste bis zu fünf Stunden in einem ICE vor dem Hamburger Hauptbahnhof ausharren müssen. Die Leitung war auf den Zug gestürzt.

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Eine Gefahr für die Reisenden im ICE habe nicht bestanden, weil der Zug sie wie in einem Faradayschen Käfig schützte, erklärte ein Bahnsprecher. Nach Angaben der Feuerwehr wurde niemand verletzt. Die Rettungskräfte versorgten fünf Fahrgäste wegen kleinerer gesundheitlicher Probleme.

Der vordere Teil des Zuges aus München/Berlin hatte zum Zeitpunkt des Unglücks bereits den Bahnsteig erreicht. Die 150 Fahrgäste in den ersten sechs Wagen konnten jedoch erst aussteigen, nachdem die gerissene Leitung geerdet war. Dies sei wichtig, um möglichen Reststrom abzuleiten. Die 280 Reisenden im hinteren, abgetrennten Teil des Zuges mussten sich länger gedulden. Ein Versuch, die Wagen mit einer Diesellok in den Bahnhof zu ziehen, scheiterte an festgefahrenen Bremsen. Auch das Kuppeln habe nicht geklappt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Schließlich stiegen die Fahrgäste an Ort und Stelle mit Hilfe von Feuerwehr und Bundespolizei aus.

Der letzte Reisende verließ den Zug gegen 23.20 Uhr, rund fünf Stunden nach der Panne. Die Bahn bat die Fahrgäste um Entschuldigung und versprach eine angemessene Entschädigung im Einzelfall.

Die Unglücksursache war am Montag noch unklar. Ein Fremdverschulden könne jedoch ausgeschlossen werden, hieß es. Der ICE wurde nach Mitternacht mit einer Diesellok abgeschleppt und in eine Werkstatt gebracht. Die Oberleitung sei in der Nacht zum Montag von Technikern repariert worden. Das zuvor gesperrte Gleis sei mit Betriebsbeginn am Montagmorgen wieder uneingeschränkt befahrbar gewesen.

Aus Sorge vor Stromschlägen waren zeitweise kleinere Straßen am Hamburger Hauptbahnhof gesperrt worden, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch eine Fußgängerbrücke war betroffen.