Suche nach dem EHEC-Erreger: „Schütteln mag er“
Oldenburg (dpa) - Drei Menschen sind nachweislich schon an dem EHEC-Erreger gestorben. Doch woher stammt das Bakterium? Allein von spanischen Gurken? Oder gibt es noch andere Quellen? Im Oldenburger Lebensmittelinstitut suchen die Mitarbeiter nach der Ursache.
„Zutritt nur für Berechtigte“ steht unter einem großen gelben Warndreieck auf der Glastür geschrieben. Dahinter fahnden die Mitarbeiter des Oldenburger Lebensmittelinstituts nach der Ursache für die tödlichen EHEC-Infektionen in Deutschland. Sie untersuchen Gurken, Salat, Tomaten und andere Proben aus ganz Niedersachsen. Dabei brauchen sie vor allem eines: Geduld. Denn ob belastet oder nicht - ein Ergebnis liegt meist erst nach 26 bis 36 Stunden vor.
In einem Labor bereitet Christiane Schaepe gerade Tomaten für den Test vor. „Ich habe hier jetzt 25 Gramm eingewogen“, erläutert die veterinärmedizinische Assistentin. Die Stücke packt sie in einen Klarsichtbeutel und gießt Nährlösung dazu. „Wir müssen den Erreger erstmal vermehren.“ Sie zerdrückt die Gemüsestücke mit der Hand, um die Oberfläche zu vergrößern. Anschließend füllt sie den Brei in einen großen Glaskolben um.
Dieser wandert dann zusammen mit anderen Kolben für fünfeinhalb Stunden in eine Wanne, wo er ordentlich durchgerüttelt wird. „Durch das Schütteln kommt viel Sauerstoff rein. Das mag der Erreger, und er wächst“, sagt Schaepe. Wenn die Zeit rum ist, kommt eine neue Nährlösung in die Probe - der entscheidende Schritt für den Nachweis des Erregers.
„Diese Bakterien bilden Gift“, erläutert der stellvertretende Abteilungsleiter an dem Institut des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Hermann Kirchhoff. In der Nährlösung bilden die Keime ihr Gift, das die Experten etwa 18 Stunden später mit einem speziellen Test bestimmen können.
Dafür füllen sie die Flüssigkeit auf eine Platte mit kleinen Vertiefungen, die mit einem Antikörper beschichtet sind. An ihm bleibt das Gift hängen. Schließlich kommt eine Testlösung dazu. Färbt sich diese bunt, sind Toxine vorhanden - der EHEC-Erreger liegt also vor. Bisher sei aber noch keine Probe positiv gewesen, sagt Kirchhoff.
16 Proben untersuchen die rund 35 Mitarbeiter der Abteilung zurzeit täglich. Dazu kommen aber auch noch Untersuchungen aus anderen Bereichen. „Der Routinebetrieb muss trotz EHEC weitergehen.“ Sonderschichten wie zuletzt während des Dioxin-Skandals im Winter müssen die Lebensmittelkontrolleure noch nicht fahren.
Gurken, Tomaten und Salat kommen bei Christiane Schaepe auf jeden Fall weiterhin auf den Tisch - auch wenn in Deutschland nachweislich schon drei Menschen an den Folgen der EHEC-Keime gestorben sind. „Man kann nicht jedes Mal beunruhigt sein“, sagt sie mit Blick auf regelmäßig wiederkehrende Lebensmittel-Skandale. „Ich habe Vertrauen in unsere Lebensmittel und in unsere Arbeit.“