Syrien lässt Finanzmärkte wackeln - Asien am stärksten betroffen
Frankfurt/New York/Tokio (dpa) - Syrien hält rund um den Globus die Finanzmärkte in Atem. Nahezu weltweit reagieren die Börsen mit weiteren Kursrückgängen. Am stärksten setzt die Syrien-Krise die ohnehin angeschlagenen Märkte in Asien unter Druck - allen voran in Indien.
Zugleich trieben die Nachrichten über einen möglicherweise unmittelbar bevorstehenden internationalen Militärschlag in der Krisenregion am Mittwoch die Ölpreise in die Höhe. Bereits seit längerem verunsichert der näher rückende Kurswechsel in der amerikanischen Geldpolitik die Anleger. Diese Nervosität wächst nun noch angesichts der Lage im Nahen Osten.
In Deutschland sackte der Leitindex Dax am Mittwoch erstmals seit Mitte Juli sogar kurzzeitig unter die Marke von 8100 Punkten. Er fiel bis zum Mittag um rund zwei Prozent, erholte sich danach aber wieder leicht - nach einem Rückgang von 2,3 Prozent bereits am Dienstag. Auch der Eurostoxx 50 stand erneut im Minus. Im Gegenzug wurden sichere Anlageformen gesucht, was die Kurse deutscher Staatsanleihen zulegen ließ. Der Eurokurs sank, und im Gegenzug wurde der US-Dollar teurer. Die amerikanische Währung gilt in Krisen als sichere Alternative, was laut Händlern jüngste Kursaufschläge auch zu anderen wichtigen Währungen wie Yen, Pfund oder Dollar erklärt.
Eine Woche nach dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz berichtete der Sender NBC, Raketenangriffe auf syrische Ziele könnten bereits am Donnerstag beginnen. Der eskalierende Konflikt ist aber nicht der einzige Faktor für die Nervosität an den Märkten - insbesondere in Südostasien. Bereits seit Monaten leiden die meisten Schwellenländer unter einem massiven Kapitalabzug - eine Reaktion darauf, dass die US-Notenbank Fed ihre hochexpansive Geldpolitik noch in diesem Jahr etwas zurücknehmen will. Die drohende militärische Intervention westlicher Länder in Syrien verschärft die Lage, weil sie die Unsicherheit der Investoren erhöht.
Angesichts dieser Entwicklung hatte die Börse in Tokio am Mittwoch abermals deutlich eingebüßt - mit einem Minus von 1,5 Prozent beim Leitindex Nikkei. Weitere deutliche Verluste erlitten auch die anderen asiatischen Börsen. Am stärksten traf es abermals die Philippinen. Kräftige Einbußen gab es zudem an den Börsen Indiens, Thailands, Indonesiens und Malaysias sowie in China.
Am weltweit größten Aktienmarkt in New York hatte das Thema Syrien tags zuvor ebenfalls Verluste ausgelöst. Am Mittwoch beruhigte sich die Lage, und in den ersten beiden Handelsstunden notierte der Leitindex Dow Jones im Plus.
Derweil steigen die Ölpreise weiter. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) erreichte am Morgen bei 112,24 Dollar den höchsten Stand seit Mai 2011. Bereits am Vortag hatte der Preis stark zugelegt.
Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei dem für europäische Verbraucher wichtigen Preis für das Nordsee-Öl Brent. Hier erreichte die Notierung für ein Fass am frühen Morgen in der Spitze 117,34 Dollar. Das ist der höchste Stand seit Ende Februar. „Die Sorge über den Syrien-Konflikt ist derzeit das alles beherrschende Thema bei den Anlegern am Ölmarkt“, beschreibt US-Rohstoffexperte Phil Flynn von der Price Futures Group die Lage.