(Fast) perfekter Olympia-Start Team Deutschland im Gold-Rausch
Pyeongchang (dpa) - Das Team Deutschland erlebte zum Auftakt der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang einen Gold-Rausch. „Das war natürlich ein Traumstart“, schwärmte Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig am Sonntag.
Die Biathleten Laura Dahlmeier und Arnd Peiffer sowie Skispringer Andreas Wellinger sorgen mit drei Olympiasiegen für Schubkraft.
Der große Verlierer war Rodler Felix Loch, der nach einem kapitalen Fahrfehler vom Goldkurs abkam und nur Fünfter wurde. Profitieren konnte von dem Patzer Johannes Ludwig, der noch auf den bronzenen Rang raste. „Dreimal Gold und einmal Bronze schaffen Vorfreude auf die kommenden zwei Wochen“, resümierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. „Unsere Athleten und deren Trainer haben es wieder einmal geschafft, am entscheidenden Tag Topleistungen zu sichern.“
Die Erleichterung ist bei der Teamführung besonders groß, weil vor vier Jahren in Sotschi der Olympia-Start mit einmal Gold für Loch der Beginn eines Debakels war. Nur 19 statt der kalkulierten 30 Medaillen standen am Schluss zu Buche. Obwohl die Leistungsreform noch stockt, wurden Lehren aus der Pleite gezogen. „Man spürt hier einen Plan und ein gewachsenes System in einigen Mannschaften“, befand Schimmelpfennig, der überzeugt ist: „Wir haben noch einige Eisen im Feuer. Die kann man an richtig guten Tagen schmieden.“
Medaillen-Dauerbrennerin könnte die Garmisch-Partenkirchnerin Laura Dahlmeier werden. Bei der WM 2017 in Hochfilzen holte sie fünf Titel. Nach ihrem Sprint-Triumph geht es für sie in der Verfolgung weiter. „Das ist wirklich ein Kindheitstraum, der für mich in Erfüllung geht“, sagte die 24-Jährige. „Ich habe so lange von diesem Tag geträumt. Ich freue mich auf alles, was noch kommt.“ DOSB-Chef Alfons Hörmann warnte jedoch vor überzogenen Erwartungen: „Die Bäume wachsen ja nicht in den Himmel.“
Dies weiß mehr als andere der Niedersachse Arnd Peiffer, der erst im Alter von 30 Jahren den großen Coup landete. Damit krönte er sich zum siebten deutschen Einzel-Olympiasieger bei den Skijägern. Zuvor hatte Sven Fischer 2006 in Turin im Sprint triumphiert. Für den Harzer Peiffer, der 2014 in Sotschi mit der Staffel Olympia-Silber gewann, war es erst der neunte Sieg seiner Karriere.
Viele Tränen vergoss Andreas Wellinger nach dem größten Triumph seiner Karriere. „Der Kopf ist leer, die Emotionen gehen über die Decke hinaus. Das war der Wahnsinn“, bekannte der 22 Jahre alte Bayer nach dem ersten Einzel-Olympiasieg seit Jens Weißflog vor 24 Jahren in Lillehammer. Bundestrainer Werner Schuster schwärmte nach dem „Riesenfreudentag für Skisprung-Deutschland“ und fügte an: „Es hat mal absolut der Richtige gewonnen.“
Im Rodeln galt Felix Loch, der 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi triumphierte und in Südkorea, nach der Halbzeit-Führung auch als der Richtige. Im dritten Lauf verbesserte er in 47,560 Sekunden sogar seinen Bahnrekord, bis er auf den letzten Metern noch in einer Kurve patzte - und auf den fünften Platz zurückfiel. Olympia-Debütant Ludwig aus Oberhof verbesserte sich in den letzten beiden Durchgängen noch vom achten auf den dritten Platz.
Nichts zu gewinnen gab es in den anderen Wettkampf-Entscheidungen für die deutschen Starter. Die Eiskunstläufer um das Paar Aljona Savchenko/Bruno Massot kamen im Teamwettbewerb nicht über Platz sieben hinaus. Abgeschlagen landete Eisschnellläufer Patrick Beckert über 5000 Meter auf den zehnten Rang. Respektabel lief es für die deutschen Langläufer im Skiathlon. Thomas Bing (Dermbach) wurde Elfter und Lucas Bögl (Gaißach) landete auf Platz 16.
Vertagt ist die Olympia-Premiere von Thomas Dreßen wegen zu heftiger Winde auf Donnerstag. Der Sensationssieger auf der Streif von Kitzbühel gehört zum Kreis der Medaillenkandidaten für die alpine Herren-Abfahrt. „So lange wir eine Abfahrt fahren, ist mir alles recht. Wann wir die fahren, ist mir relativ wurscht“, meinte Dreßen.
Der Deutsche Olympische Sportbund hält zwar nichts von Medaillenzählereien und dem ständigen Blick auf den Medaillenspiegel. Verhindern kann der DOSB aber nicht, dass andere Hochrechnungen anstellen, wie der amerikanische Daten- und Analysedienst Gracenote. Er prognostiziert für das Team Deutschland den Gewinn von 39 Medaillen in Südkorea, mehr als bei den Winterspielen in Salt Lake City 2002, als es 36 Mal Edelmetall gab.