Thatcher international als überragende Politikerin gewürdigt
Berlin/London (dpa) - Weltweit wurde ihre Stärke und Entschlossenheit bewundert - auch frühere politische Gegner zollen der gestorbenen Margaret Thatcher Respekt. Ihre kritische Haltung zu Europa ist aber nicht vergessen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte die frühere britische Premierministerin „eine der überragenden Führungspersönlichkeiten der Weltpolitik ihrer Zeit“. „Indem sie sich zu Zeiten, als dies noch nicht selbstverständlich war, als Frau im höchsten demokratischen Amt behauptete, hat sie vielen nach ihr ein Beispiel gegeben.“
Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl würdigte Thatcher als „großartige Frau“, erinnerte aber auch an Meinungsunterschiede. „Margaret Thatcher und Helmut Kohl — das war immer auch ein besonderes Verhältnis, es war immer auch ein Wechselbad der Gefühle“, hieß es in einer Erklärung Kohls. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, Thatcher zähle zu den wenigen Menschen, bei denen man schon zu Lebzeiten gewusst habe, dass sie große Geschichte geschrieben haben.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte während eines Besuchs in Den Haag: „Sie war eine wegweisende Politikerin auf dem Feld von Frieden und Sicherheit, gerade auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges.“ US-Präsident Barack Obama erklärte: „Mit dem Tod von Baroness Margaret Thatcher hat die Welt eine der großen Verfechterinnen der Freiheit verloren und Amerika eine wahre Freundin.“
EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy erklärte, in den elf Jahren ihrer Regierung habe Thatcher Großbritannien verändert und die europäische Agenda gestaltet. „Sie wird sowohl wegen ihrer Beiträge als auch wegen ihrer Vorbehalte zum Projekt Europa in Erinnerung bleiben“, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) betonte: „Trotz unserer klaren politischen Differenzen ist Margaret Thatcher eine Gestalt von geschichtlicher Bedeutung.“
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen nannte Thatcher „eine außergewöhnliche Politikerin, die standhaft für die Freiheit gekämpft hat, eine machtvolle Fürsprecherin der NATO.“ Thatcher habe eine führende Rolle dabei gespielt, den Kalten Krieg zu beenden.
Der frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow lobte ebenfalls Thatchers Beitrag zum Ende des Kalten Krieges. Das persönliche Verhältnis zu ihr sei zunächst „kompliziert“, dann aber von „gegenseitigem Verständnis geprägt“ gewesen, teilte der Friedensnobelpreisträger mit.
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski nannte Thatcher eine „furchtlose Meisterin der Freiheit“. „Sie verdient ein Denkmal in Polen“ twitterte Sikorski, der während des Kriegsrechts in Polen in den 80er Jahren in Großbritannien im Exil lebte. Thatcher sei für die „gefangenen Staaten“ des kommunistischen Machtbereiches eingetreten und habe geholfen, „den Kalten Krieg zu gewinnen.“
„Der Tod Margaret Thatchers ist für alle Anhänger von Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft ein enormer Verlust“, erklärte der frühere tschechische Präsident Vaclav Klaus in Prag. Die Präsidenten der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen würdigten Thatchers Rolle für die Freiheitsbewegungen in Osteuropa.
Rumäniens bürgerlich-liberaler Staatspräsident Traian Basescu schrieb in einem Kondolenzbrief an den britischen Premier David Cameron: „Ich gestehe, dass Frau Margaret Thatcher für mich persönlich ein Vorbild war. Sie hat immer die Prinzipien des Rechts und des wirtschaftlichen Liberalismus umgesetzt.“
Thatchers Beziehung zu Frankreich sei „immer offen und fair“ gewesen, hieß es von Frankreichs Präsident François Hollande. Irlands Präsident Michael Higgins sagte, Thatcher habe sich einen Platz in der Geschichte gesichert. Ihre Nordirland-Politik habe zwar Debatten ausgelöst. Sie habe aber früh einen Beitrag zum Frieden geleistet.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu würdigte Thatcher als „Frau von Größe“, „große Führerin“ und „zuverlässige Freundin Israels und des jüdischen Volkes“. Staatspräsident Schimon Peres erklärte, Thatcher habe vor zwei Jahrzehnten im Friedensprozess zwischen Israel und Jordanien eine wichtige Rolle gespielt. „Sie hat sich für eine Annäherung der Herzen eingesetzt und hat dies mit Klugheit, Hingabe und großer Glaubwürdigkeit getan“, sagte Peres nach Angaben der israelischen Nachrichtenseite „ynet“. „Der jordanische König und ich wussten, dass wir uns auf sie verlassen können.“
Südafrikas Regierungspartei African National Congress (ANC) - von Thatcher einst als Terrororganisation bezeichnet - erklärte, man habe die Nachricht „mit Traurigkeit“ aufgenommen. Gleichzeitig erinnerte die Partei daran, dass Thatcher sich gegen Sanktionen für das Apartheids-Regime gewendet hatte.