„Titanic“-Entdecker wütend auf Schatzjäger
New York (dpa) - Der Entdecker des Wracks der „Titanic“, Robert Ballard, ärgert sich über Schatzjäger, die Überbleibsel aus Schiffswracks bergen. „Man geht nicht mit einer Schaufel auf den Friedhof!
“, sagte der 69-jährige amerikanische Ozeanograph der Nachrichtenagentur dpa.
„Die "Titanic" und so viele andere untergegangene Schiffe sind Massengräber. Warum respektieren wir das nicht? Jedes U-Boot, das da Gegenstände einsammelt, um sie dann zu verkaufen, entweiht den Platz und nimmt den Toten ihre Würde.“
An den Untergang der „Titanic“ am 15. April 1912 erinnerten vor allem Schuhe: „Die Menschen sind im eiskalten Wasser erfroren, und ihre Körper sind dann nach unten gesunken. (...) Die Körper zerfielen, die Kleider zerfielen, die Knochen zerfielen - übrig sind nach 100 Jahren nur noch die Schuhe, immer zwei nebeneinander auf dem Meeresboden, ein Paar, in dem einmal ein Mensch steckte.“ Diese Schuhpaare habe er oft bei Wracks gesehen. Als letzter Rest eines Menschen hätten sie ihn am meisten beeindruckt: „Bei der "Bismarck" waren es die Stiefel deutscher Soldaten. Bei der "Lusitania" habe ich ein Paar Damenschuhe neben Kinderstiefelchen gesehen - eine Mutter, die mit ihrem Baby ertrunken ist. Lassen wir diesen Menschen ihre Ruhe und ihre Würde!“
Die Besucher der von ihm 1985 entdeckten „Titanic“ hätten enormen Schaden angerichtet. „Wir haben das Schiff nie berührt. Aber Russen und Franzosen sind mit ihren klobigen U-Booten auf dem Wrack gelandet, haben den Mast abgebrochen und es stark beschädigt.“ Zudem sei das Gebiet von Müll übersät. „Wenn ein U-Boot etwas mit nach oben nehmen will, muss es im Ausgleich Ballast zurücklassen. Und diese Gewichte liegen überall auf und neben dem Schiff.“ Er habe nichts gegen Besucher bei der „Titanic“. „Anschauen, erst recht um zu verstehen, ist gut. Aber nicht anfassen. Wenn ich in den Louvre gehe, gucke ich mir die Mona Lisa an. Aber ich bohre nicht meinen Finger rein.“