Trendforscher: Twitter wird kein Jammertal wie Facebook erleben

Berlin/Hamburg (dpa) - Twitter wird bei seinem Börsengang keine so böse Überraschung erleben wie anfangs Facebook, ist sich der Trendforscher Peter Wippermann im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa sicher.

Durch den Börsengang könnte der Kurznachrichtendienst noch schneller global wachsen.

Frage: Erst Facebook, jetzt Twitter - warum gehen solche Internet-Riesen an die Börse?

Antwort: Sie wollen möglichst schnell viel Geld machen, mit dem sie dann ihre eigene Entwicklung vorantreiben können. Sie wollen eine Struktur aufbauen, mit denen sie nicht mehr nationale Märkte, sondern gleich globale Märkte erschließen können. Twitter braucht das Geld, um die Wachstumsgeschwindigkeit nachzubilden, die es bei den Nutzern in den USA erzielt.

Frage: Facebooks Börsengang im Mai 2012 ging zunächst ziemlich daneben. Was hat sich bei dem Unternehmen seitdem verändert?

Antwort: Der Börsenkurs ist nach einem anfänglichen tiefen Jammertal explodiert. Facebook hat gemerkt: In dem Moment, in dem man versucht, seinen Status überzuverkaufen, ruiniert man die Vertrauensbasis der Anleger. Man rutscht nach einem Hype tatsächlich in ein Tal, um sich dann allmählich wieder hochzuarbeiten. Das ist Facebook ja prima gelungen. Auch der Sprung ins mobile Geschäft hat geklappt, Facebooks Werbeeinnahmen kommen mittlerweile überwiegend daher.

Frage: Erwarten Twitter ähnliche Startprobleme?

Antwort: Ich vermute nicht. Facebook hat damals viel mehr Wirbel gemacht als Twitter heute. Twitter hat eine Funktion eingenommen, die in vielen Bereichen als praktisch angesehen wird. Es hat somit eine ganz solide Basis, um sich gut weiterzuentwickeln. Deshalb gehe ich davon aus, dass es keine Riesenenttäuschung geben wird.

Frage: Netzwerke wie Twitter oder Facebook sind für die Nutzer bislang kostenlos. Wird sich das irgendwann verändern?

Antwort: Das ist nicht richtig. Die Dienste kosten ja schon heute indirekt - sie machen private Daten ihrer Nutzer zu Geld. Die Firma, sei es Facebook oder Twitter, analysiert, was Sie machen. Dieses Wissen wird an die werbetreibende Wirtschaft verkauft, die dann zielgenaue Werbung platzieren kann. Twitter etwa war sehr schnell in der Lage, die Gefühlsebene der Leute zu analysieren, die Tweets gesendet haben. Man weiß so, wie die Leute gerade disponiert sind. Das können die anderen Netzwerke in der Form nicht.