Türkei: Nato bei Angriff aus Syrien in der Pflicht
Istanbul (dpa) - Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sieht bei Angriffen syrischer Truppen auf die Staatsgrenze seines Landes auch die Nato in der Pflicht. Ankara werde die Lage in Syrien zusammen mit den Vereinten Nationen genau verfolgen, zitierten ihn türkische Zeitungen.
„Aber nach Artikel fünf hat auch die Nato eine Verpflichtung zum Schutz der türkischen Grenze“, sagte der Regierungschef demnach vor türkischen Journalisten während einer Reise in China. Syrische Truppen hatten am Montag an der Grenze zur Türkei Flüchtlinge beschossen und dabei auch das grenznahe türkische Flüchtlingslager Kilis getroffen.
Erstmals wurden dabei in der Türkei vier Menschen angeschossen, darunter ein türkischer Polizist und ein türkischer Dolmetscher. Auf syrischer Seite gab es mehrere Tote. Erdogan warf dem Regime in Damaskus Verletzung der türkischen Staatsgrenze vor und drohte mit harten Konsequenzen. Berichte über neue Schüsse auf das Flüchtlingslager am Dienstag blieben unbestätigt.
Die Mitgliedstaaten der Nato, darunter auch die Türkei, haben sich für den Fall eines Angriffs zu gegenseitigem Beistand verpflichtet. Nach den Artikeln fünf und sechs des Nato-Vertrages wird dieser Bündnisfall ausgelöst durch einen bewaffneten Angriff auf das Gebiet eines Mitgliedstaates der Nato in Europa oder Nordamerika und auch auf das Gebiet der Türkei. Wird der Bündnisfall festgestellt, bleibt es im Ermessen der einzelnen Nato-Staaten, welchen Beitrag sie leisten.