Unicef warnt vor „Katastrophe nach der Katastrophe“
Köln (dpa) - Wenige Tage nach dem schweren Himalaya-Erdbeben droht der Bevölkerung in Nepal laut Unicef ein Trinkwasser-Notstand. In Bhaktapur nahe der Hauptstadt Kathmandu hätten derzeit nur 20 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Dies berichtete das UN-Kinderhilfswerk in Köln nach Schilderungen von Unicef-Erkundungsteams aus schwer verwüsteten Orten. Außerdem würden dringend Latrinen benötigt. Die Hilfe müsse massiv ausgeweitet werden, sonst werde es zur „Katastrophe nach der Katastrophe“ kommen.
Bei dem Beben der Stärke 7,8 am Samstag sind nach jüngsten Angaben allein in Nepal mehr als 5000 Menschen ums Leben gekommen. Auch das Nachbarland Indien und das chinesische Tibet sind betroffen.
„Verschmutztes Trinkwasser und die teilweise katastrophalen hygienischen Bedingungen können schnell zur Ausbreitung von Krankheiten führen“, betonte Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. „Vor allem für die jüngsten und durch Mangelernährung bereits geschwächten Kinder ist das lebensgefährlich.“
An allen von Unicef besuchten Orten sei der Bedarf an Notunterkünften, Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten groß. Nach neuester Schätzung brauchen allein rund 1,7 Millionen Kinder dringend Hilfe. Aus in Nepal eingelagerten Notfall-Beständen verteilte das Hilfswerk zunächst im Kathmandutal Wasserreinigungstabletten, Planen und Hygieneartikel und stellte Wassertanks in Notlagern auf.
Helfer fürchten, dass die Zahl der Toten deutlich steigt, wenn abgelegene Regionen erreicht werden. Genau dorthin sind Helfer von Cap Anamur unterwegs. Von Bhaktapur aus starte man in die kleineren umliegenden Dörfer, um Menschen zu helfen, die bisher ohne jede Unterstützung geblieben sind, sagte der Geschäftsführer der Hilfsorganisation, Bernd Göken.