Union greift Steinbrück wegen „Stinkefinger“ an
Berlin (dpa) - Die Union hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nach seinem ironisch gemeinten „Stinkefinger“-Foto die Eignung als Regierungschef abgesprochen. „Die Bürger können sich nun erneut ein Bild vom Kandidaten machen“, sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der „Welt“.
CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach meinte, Steinbrück habe bereits aufgegeben. „Wer sich kurz vor der Wahl so präsentiert, will doch gar nicht Kanzler werden“, sagte Bosbach der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. In der SPD wurde das Titelbild der neuen Ausgabe des Magazins der „Süddeutschen Zeitung“ entspannt aufgenommen. Steinbrück betonte, es sei humorvoll gemeint und eigne sich nicht zum Skandal.
In dem Ohne-Worte-Interview, in dem nur mit Gestik und Mimik geantwortet wird, streckte er auf die Frage nach Spitznamen wie „Pannen-Peer“, „Problem-Peer“ und „Peerlusconi“ den Mittelfinger Richtung Kamera. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag in Berlin: „Ich habe dazu keine Worte.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier riet zur Entspannung. „Ich finde, die Ironie in dem Bild ist klar erkennbar“, sagte er der „Rheinischen Post“. Der bayerische SPD-Spitzenkandidat Christian Ude sprach im Fernsehsender N24 von einer „risikofreudigen Geste“. Diese sei aber nicht das wichtigste Thema, „schon gar nicht im bayerischen Landtagswahlkampf“.
Die Fotoserie war schon Ende Juli entstanden, aber erst jetzt veröffentlicht worden. Im Willy-Brandt-Haus hieß es, jetzt müssten wieder Inhalte im Vordergrund stehen. Bei der Landtagswahl am Sonntag in Bayern hofft man auf ein Ergebnis von 20 Prozent plus X. Sollte es eine Woche später bei der Bundestagswahl weder für Rot-Grün noch für Schwarz-Gelb reichen, könnte Steinbrück mögliche Gespräche über eine große Koalition als SPD-Verhandlungsführer begleiten. Das verlautete aus SPD-Kreisen. Er wolle nicht einfach durch die Hintertür verschwinden, sondern das Heft des Handelns behalten. Aber es bleibe dabei, dass er nicht noch einmal Minister unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) oder Fraktionschef werde.