US-Aktienmärkte bleiben wegen „Sandy“ geschlossen
New York (dpa) - .Die Wall Street bleibt wegen Sturmgefahr geschlossen. An allen US-Aktienmärkten fällt zum Wochenauftakt wegen des Hurrikans „Sandy“ der Handel aus. Dies ordnete in der Nacht die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC in New York an.
Ob an diesem Dienstag wieder gehandelt wird, war bis zuletzt noch unklar. Das letzte Mal stand die amerikanische Finanzwelt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 derart still.
„Sicherheit muss unsere höchste Priorität sein“, erklärte die traditionsreiche New York Stock Exchange (NYSE). In und um New York City fahren weder Züge, Busse, U-Bahnen noch Fähren. Die Händler und Angestellten, von denen viele in Vororten wohnen, hätten also mit dem Auto zur Arbeit kommen müssen. Bereits früh hatte die NYSE deshalb entschieden, zumindest den Parketthandel auszusetzen.
Nun liegt der gesamte Handel brach - auch bei der konkurrierenden und rein auf Computerhandel basierenden Börse Nasdaq. Der ebenfalls in New York City sitzende Pharmakonzern Pfizer hat die Bekanntgabe seiner Geschäftszahlen für das dritte Quartal von Dienstag auf Donnerstag verschoben. „Dies ist eine extrem gefährliche und unberechenbare Wetterlage“, sagte Börsenchef Duncan Niederauer.
Ursprünglich hatte die New York Stock Exchange allen Handel mit Wertpapieren auf ihre elektronische Plattform Arca umlenken wollen. Es wäre jedoch zu kompliziert gewesen, die Handelssysteme der vielen Finanzfirmen darauf umzustellen, hieß es.
Das letzte Mal war die New York Stock Exchange 1985 sturmbedingt geschlossen, damals war es Hurrikan „Gloria“. Am 8. Januar 1996 hatte die Börse wegen eines Wintersturms die Handelszeiten verkürzt. Bei Hurrikan „Irene“ im vergangenen Jahr dagegen war die Stadt New York glimpflich davongekommen und die Börsen blieben geöffnet.
Der Handelssaal der NYSE an der berühmten Wall Street befindet sich nahe eines Gebiets, das am Sonntag als Vorsichtsmaßnahme von den Behörden evakuiert wurde. Hier an der Südspitze Manhattans fließen der Hudson River und der East River vorbei. Die Börse bereitete sich mit Sandsäcken auf mögliche Fluten vor.
Um das Hauptquartier der Investmentbank Goldman Sachs errichteten Arbeiter am Sonntagnachmittag Betonbarrikaden, um das Eindringen von Wasser zu verhindern. Vor der Warenterminbörse Nymex stapelten sich Sandsäcke. Das Gebäude liegt direkt am Hudson River und damit in einer der Evakuierungszonen. Die Bauarbeiten am nahen One World Trade Center - früher „Freedom Tower“ genannt - kamen zum Erliegen.
Viele Banken gaben ihren Mitarbeitern frei. Um eine Notbesetzung aufrecht zu erhalten, übernachteten manche Beschäftigte in Hotels nahe ihrer Büros. Die meisten großen Finanzfirmen sind mittlerweile aus der Gegend um die Wall Street weggezogen und haben in Midtown Manhatten neue Hochhäuser errichtet. Diese Gegend liegt weiter weg vom Wasser. Auch die vergleichsweise junge Technologiebörse Nasdaq liegt in Midtown direkt am Touristenmagneten Times Square.