USA und China: Warme Worte, saftige Deals
Washington (dpa) - Zwei Großmächte tasten sich ab: Vorsichtig und behutsam gehen Barack Obama und Chinas Staatschef Hu Jintao miteinander um. Wie in Watte verpackt sind die Antworten, die sie den Journalisten geben.
S
elbst beim Thema Menschenrechte in China schaffen es die beiden Männer, den Ton des Business as usual zu wahren. Immerhin: Hu räumt ein, dass auch bei den Menschenrechten in seiner Heimat noch viel zu tun sei.
Man ist höflich zueinander, denn man braucht einander: Hinter den Kulissen ging es beim historischen Treffen im Weißen Haus vor allem um Geschäfte. Saftige Deals wurden im Rahmen des Staatsbesuchs abgeschlossen, China bestellt 200 Boeing-Jets, es geht um Milliarden und Abermilliarden.
„Ich glaube absolut, dass Chinas friedlicher Aufstieg gut für die Welt und für Amerika ist“, sagte Obama nach dem Gespräch mit seinem Gast.
Die ungleichen Handelsströme, die unterbewertete China-Währung, die Streitthemen, die seit Monaten und Jahren für massive Spannungen sorgen, wurden zwar angesprochen, zumindest aber in der Öffentlichkeit rhetorisch entschärft. Beispiel Nordkorea: Obama begrüßt demonstrativ das steigende Engagement Pekings bei der Eindämmung Nordkoreas - in Wirklichkeit fordert Washington seit geraumer Zeit, dass China mehr tun sollte.
Der erste Staatsbesuch eines chinesischen Führers seit 13 Jahren - es war viel Pomp dabei. Nationalhymnen, militärische Ehrenformationen vor dem Weißen Haus plus Fähnchen schwenkende Kinder. Beiden Seiten lag daran, der Visite Hus den Touch des Besonderen zu geben: Die beiden größten Volkswirtschaften der Erde beieinander - ein Treffen der Giganten, der ganz großen Player in der Weltpolitik.
Dabei hat es selten in letzter Zeit einen Besuch in Washington gegeben, bei dem so viel Streit und Konflikte anstehen. Annäherung und guter Wille auf der einen Seite, eiskaltes Machtkalkül und Provokation auf der anderen Seite: Ausgerechnet an diesem Mittwoch berichtet das „Wall Street Journal“, dass China zwei Milliarden Dollar in einer nordkoreanischen Industriezone investieren wolle, was in klarem Gegensatz zur US-Politik steht, die den Diktator in Pjöngjang zu isolieren versucht.
Schon vor ein paar Tagen hatte Hu eine verbale Breitseite gegen Washington abgefeuert, als er öffentlich verkündete, die Ära des Dollars als weltweite Leitwährung nähere sich dem Ende.
Vor allem Obama steht unter Druck: Selbst wohlwollende Kommentatoren werfen ihm vor, bisher gegenüber China zu weich und zu nachgiebig gewesen zu sein. „Über lange Zeit waren wir uns nicht klar, ob Präsident Obama eine China-Strategie hatte“, ätzt selbst die „New York Times“. Das Blatt spricht von übersteigertem Selbstbewusstsein Pekings, dem die Noch-Weltmacht-Nummer-Eins klare Worte entgegensetzen solle.
Für Hu dagegen hat der Besuch ganz andere Bedeutung. Zwar entspricht die chinesische Wirtschaftskraft nach wie vor lediglich einem Drittel der amerikanischen, noch immer gilt China als Entwicklungsland, doch Peking besteht immer stärker darauf, den USA auf gleicher Augenhöhe zu begegnen. Der Pomp und die Ehrerbietung in Washington ist für Hu nicht nur bloßes Beiwerk. Die 21 Salutschüsse und das Staatsbankett haben für ihn Symbolcharakter: Noch vor fünf Jahren hatte George W. Bush dem Gast aus Peking solche Ehre rundheraus verweigert - damals wurde Hu noch mit einem Mittagessen im Weißen Haus abgespeist.