Rosberg, Neuner, Borg Verblüffende Rücktritte von Sport-Stars
München (dpa) - Philipp Lahm beendet seine große Fußballer-Laufbahn schon in diesem Sommer - trotz eines noch bis 2018 laufenden Vertrags beim FC Bayern. Der Weltmeister-Kapitän ist erst 33, eigentlich noch in einem guten Sportler-Alter.
Aber Lahm sagt: „Irgendwann ist es einfach zu Ende und das Ende will ich selber bestimmen.“ Schon der Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach dem WM-Triumph 2014 kam überraschend. Auch andere Top-Sportler haben ihre großen Karrieren früher als erwartet beendet. Eine Auswahl:
NICO ROSBERG (FORMEL 1):
Nur fünf Tage nach dem Gewinn seines ersten Weltmeister-Titels macht Rosberg einfach Schluss. Der gebürtige Wiesbader ist erst 31 und hat bei Mercedes eigentlich noch einen Vertrag bis 2018. Doch Rosberg will sich nach 25 Jahren Motorsport nicht weiter schinden und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. „Irgendwie bewundern wir das alle, als Bester und auf dem Gipfel zurückzutreten“, sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
MAGDALENA NEUNER (BIATHLON):
Im Alter von gerade einmal 24 Jahren kündigt die Vorzeige-Biathletin an: Ich höre auf! Schon im Dezember erklärt sie, dass nach dem Winter mit Heim-WM in Ruhpolding Schluss sei. Sie möchte „einfach mal die Dinge machen können, die ich in meinem Sportlerleben nie machen konnte“, begründet die gebürtige Bayerin und tritt als Doppel-Olympiasiegerin, 12-malige Weltmeisterin und dreimalige Sportlerin des Jahres ab. Nach ihrer Laufbahn betätigt sich Neuner unter anderem als TV-Expertin, ehrenamtliche Botschafterin und Werbeträgerin.
ROSI MITTERMAIER (SKI ALPIN):
Der Winter 1975/76 gehörte der Oberbayerin Mittermaier. Neben dem Sieg im Gesamtweltcup fuhr sie bei Olympia in Innsbruck zu zwei Triumphen in Abfahrt und Slalom und verdient sich auf immer den Spitznamen „Gold-Rosi“. Wochen nach dem Coup beendete die Frohnatur im Alter von 25 Jahren dann aber überraschend die Karriere. „Da war ein Hype und so viele Menschen, da haben auch alle gesagt, da hast du keine Ruhe mehr zum trainieren“, sagt sie vier Jahrzehnte später.
KRISTIN OTTO (SCHWIMMEN):
In den 80er Jahren ist Otto eine der überragenden Schwimmerinnen weltweit. Die Leipzigerin holt für die DDR sieben WM- und neun EM-Titel. Den Höhepunkt erlebte sie 1988 bei Olympia in Seoul, wo sie im Alter von 22 Jahren zu sechs Goldmedaillen schwimmt. Nur ein Jahr später hört Otto dann aber auf mit dem Leistungssport, studiert Journalismus und wird Sportreporterin. Später gerät sie wegen Doping-Enthüllungen ins Zwielicht. Die vierterfolgreichste deutsche Olympionikin der Geschichte bestreitet, wissentlich gedopt zu haben.
JUSTINE HENIN (TENNIS):
Als Weltranglisten-Erste verkündet Henin im Mai 2008 urplötzlich ihren Rücktritt vom Tennis-Sport. „Nach 20 Jahren ist es vorbei, ich habe den Traum verwirklicht, den ich hatte, seit ich fünf war“, sagt die damals erst 25 Jahre alte Belgierin. Ein Comeback schließt sie zunächst kategorisch aus, Ende 2009 steht sie doch wieder auf dem Platz und erreicht Anfang 2010 sogar noch einmal das Finale der Australian Open. Wegen einer Ellbogenverletzung ist dann aber Anfang 2011 endgültig Schluss.
BJÖRN BORG (TENNIS):
Der Schwede Borg prägte Ende der 70-er und Anfang der 80-er Jahre das Herren-Tennis, gewann elf Grand-Slam-Titel. Doch dann verlor Borg die Lust am Tennis-Zirkus, im Alter von 26 Jahren tritt er zurück. Einige Comeback-Versuche verlaufen eher kläglich. Zudem sorgt Borg mit finanziellen und privaten Problemen unfreiwillig für Schlagzeilen.
MARK SPITZ (SCHWIMMEN):
Der amerikanische Schwimmstar ist erst 22, als er nach seinen sieben Goldmedaillen bei Olympia in München seine Karriere beendet. Spitz will mit seinem Ruhm Kasse machen, versucht sich als Schauspieler. Doch es wird nichts aus der großen Hollywood-Karriere. Mit 41 wagt er dann ein Comeback, doch auch das misslingt. Die Qualifikation für Olympia 1992 in Barcelona verpasst Spitz deutlich.
GERD MÜLLER (FUSSBALL):
Unmittelbar im Anschluss an den WM-Titel 1974 beendet der „Bomber der Nation“ seine Zeit als Stürmer für die deutsche Nationalmannschaft - mit 28 Jahren und als damaliger Rekordtorjäger. Müller beteuert entgegen aller Gerüchte um Ärger mit dem DFB, dass private Gründe für seine Entscheidung ausschlaggebend waren. Später erklärt der Stürmer: „Die Entscheidung würde ich heute so nicht mehr treffen. Ich hätte gerne noch bei der EM 1976 gespielt.“