Waffenruhe zwischen Israel und Hamas scheint zu halten
Gaza/Tel Aviv/Kairo (dpa) - In Nahost schweigen vorerst die Waffen: Die Vereinbarung Israels mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas über eine Feuerpause hatte am Morgen zunächst Bestand. Seit Mitternacht seien in Israel keine Raketen mehr eingeschlagen, sagte eine Armeesprecherin in Tel Aviv.
Auch Israels Luftwaffe habe keine Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die radikalislamische Hamas feierte die Waffenruhe als großen Sieg und verlangte ein Ende der israelischen Blockadepolitik. Im Westjordanland nahm die israelische Armee in der Nacht zum Donnerstag 55 mutmaßliche Mitglieder radikaler Palästinenserorganisationen fest.
Laut der von Ägypten vermittelten Einigung beenden beide Seiten ihre Angriffe. Israel verpflichtet sich, Vorstöße sowie Angriffe aus der Luft, vom Boden und von See aus zu unterlassen. Die militanten Palästinensergruppen müssen ihrerseits laut der Vereinbarung Angriffe mit Raketen und an der Grenze beenden. Die Grenzübergänge zum Gazastreifen sollten geöffnet werden und der Verkehr von Personen und Waren solle erleichtert werden, meldete der israelische Rundfunk.
Am Mittwochabend seien noch nach offiziellem Beginn der Waffenruhe fünf Raketen auf Israel abgefeuert worden, sagte die Armeesprecherin am Morgen. Die Schulen im Umkreis von bis zu 40 Kilometern Entfernung vom Gazastreifen blieben am Donnerstag noch geschlossen. Die Armee rief die Bevölkerung dazu auf, weiterhin wachsam zu sein.
Seit Mittwoch vergangener Woche waren bei den Auseinandersetzungen 162 Palästinenser und 5 Israelis getötet worden. Auf palästinensischer Seite wurden mehr als 1300 Menschen verletzt, in Israel mehr als 100. Etwa 300 Israelis erlitten bei den Angriffen einen Schock. Insgesamt wurden mehr als 1500 Raketen auf Israel abgefeuert; Israels Luftwaffe griff mehr als 1400 Ziele im Gazastreifen an und zerstörte zentrale Einrichtungen der Hamas.
Die Hamas erklärte den 22. November zum Nationalfeiertag. „Wir haben dem zionistischen Feind (Israel) eine Lektion erteilt“, sagte der Chef der Hamas-Regierung, Ismail Hanija, am Mittwochabend vor Journalisten. Nun müsse Israel endlich die Grenzen öffnen, um den Palästinensern im Gazastreifen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
Nach acht Tagen schwerer Kämpfe hatte der ägyptische Außenminister Mohammed Kamel Amr die Waffenruhe am Mittwochabend in Kairo im Beisein von US-Außenministerin Hillary Clinton verkündet. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, er habe der Regelung auf Anraten von US-Präsident Barack Obama zugestimmt. Gleichzeitig drohte der Regierungschef am Mittwochabend, eine Bodenoffensive im Gazastreifen könnte in Zukunft durchaus noch notwendig werden. Gemeinsam mit den USA wolle man entschieden gegen Waffenschmuggel aus dem Iran in den Gazastreifen vorgehen.
Israel hat nach den Worten von Verteidigungsminister Ehud Barak bei dem Gaza-Militäreinsatz alle Ziele erreicht. Israel habe den militanten Palästinenserorganisation einen harten Schlag versetzen und die Angriffe auf israelische Grenzorte unterbinden wollen. Nach dem Anschlag auf einen Bus in Tel Aviv am Mittwochvormittag hatte es zunächst nicht nach einer bevorstehenden Einigung ausgesehen. Bei dem Attentat waren 20 Menschen verletzt worden.
Im Gazastreifen feierten Tausende das Ende der israelischen Bombardierungen. Von den Minaretten der Moscheen wurden Siegesbotschaften verkündet. Bewaffnete feuerten Freudenschüsse in den Nachthimmel.
In der Nacht zum Donnerstag nahm die israelische Armee im Westjordanland 55 Palästinenser fest. Die Armee teilte mit, unter den Festgenommenen seien mehrere ranghohe Mitglieder von Terrorgruppen. Hintergrund der Aktion seien „die jüngsten terroristischen und gewaltsamen Aktivitäten“ im Westjordanland. Im Westjordanland war es zu gewalttätigen Protesten gegen die Bombenangriffe auf Gaza gekommen; zwei Palästinenser wurden dabei getötet.