Wahlforscher: Grüne haben Züge einer Volkspartei
Bremen (dpa) - Die Grünen weisen nach Auffassung des Wahlforschers Matthias Jung zunehmend wesentliche Merkmale einer Volkspartei auf.
„Es gibt eine erkennbar starke Verbürgerlichung bei den Grünen“, sagte der Geschäftsführers der Forschungsgruppe Wahlen der Nachrichtenagentur dpa. Zudem sei die Partei auch bei den älteren Wählergruppen nicht mehr so tabuisiert, wie das früher der Fall gewesen sei. Allerdings sei die Frage, ob Volkspartei oder nicht, nicht nur eine Frage der Stärke.
„Es gibt bei den Grünen noch eine sehr starke Spreizung“, sagte Jung. Die Partei sei bei den höheren Bildungsschichten wesentlich stärker verankert. Die eigentliche Abbildung der Gesellschaft, ein repräsentatives Gesamtbild, sei das rot-grüne Lager. „Dort gibt es sehr entgegengesetzte Schwerpunkte.“ Die SPD vertrete eher die älteren Wähler und die Menschen mit geringeren Bildungsabschlüssen. Bei den Grünen sei dies umgekehrt.
„Noch immer gibt es Bereiche, bei denen die Grünen nicht so repräsentiert sind“, sagte Jung. Allerdings sei der Begriff der Volkspartei sowieso ein sehr schwammiger. FDP und Grüne hätten nie ein Interesse daran gehabt, als solche eingestuft zu werden. Sie würden dann auch Gefahr laufen, möglicherweise als konturenlos zu gelten.
Die Grünen waren bei der Landtagswahl am Sonntag in Bremen mit rund 22 Prozent zweitstärkste Kraft geworden. Erstmals überflügelten sie die CDU bei einer Wahl in Deutschland. Bereits in Baden- Württemberg Ende März gewannen sie gegen eine Volkspartei, lagen in der Wählergunst vor der SPD und stellen dort nun den ersten grünen Regierungschef.