Wankende Dinos: Drei große Clubs auf Trainersuche
Düsseldorf (dpa) - Erst Louis van Gaal, dann Armin Veh, nun Felix Magath - die einstmals stolzen Bundesliga-Schwergewichte Bayern München, Hamburger SV und FC Schalke 04 sind mächtig ins Wanken geraten.
Nach mäßigen Auftritten der Profis und anhaltenden Turbulenzen in den Führungsetagen mit gegenseitigen Schuldzuweisungen entlud sich bei allen drei Clubs fast zeitgleich die Spannung. Wie binnen nur drei Tagen bekannt wurde, suchen die Traditionsclubs einen neuen Trainer für die kommende Saison - und machen sich dabei Konkurrenz.
Die Lust auf eigenwillige Fußball-Lehrer mit bedenklicher Machtfülle und großer Beratungsresistenz ist den Münchnern und den Schalkern längst vergangen. „Man hat gesehen, wie schwierig es ist, wenn man sich jedes Mal komplett den Vorstellungen eines Trainers unterwerfen muss. Das war in München bei van Gaal oder Klinsmann so, auf Schalke bei Magath ist es dasselbe“, kommentierte der einstige Bayern-Torhüter Oliver Kahn in der „tz“ und im „Express“ die Entwicklung der vergangenen Monate.
Neben der kuriosen zeitlichen Abfolge sorgt das ungewöhnliche Vorhaben der Clubs, bis zum Saisonende auf den alten Coach zu setzen, für reichlich Diskussionsstoff. Mangels derzeit verfügbarer Alternativen gehen sie das Risiko ein, die noch immer ambitionierten Saisonziele mit einem eigentlich entmachteten Fußball-Lehrer zu verpassen. Nach Meinung von Wolfgang Holzhäuser birgt diese Strategie auch Chancen. „Ich sehe das nicht ganz so dramatisch. Im Gegenteil: Trainer und Team können zeigen, dass sie nicht so schlecht sind, wie sie zur Zeit dargestellt werden“, sagte der Geschäftsführer von Ligakonkurrent Bayer Leverkusen der Nachrichtenagentur dpa.
Das Anforderungsprofil für den neuen Coach ist in allen drei Fällen ähnlich. Dynamische Teamplayer mit Langzeitkonzepten und Vorlieben für Talentförderung wie Jürgen Klopp (Borussia Dortmund), Thomas Tuchel (FSV Mainz), Robin Dutt (SC Freiburg) und Ralf Rangnick sind gefragter denn je. Darüber hinaus wird in München der Name Jupp Heynckes (Leverkusen) gehandelt, der aufgrund seiner erfolgreichen Aushilfstätigkeit beim FC Bayern im Frühling 2009 und seiner anschließenden Arbeit in Leverkusen wieder als Erfolgsgarant gilt.
Weil mit Ausnahme des vereinslosen Rangnick alle Wunschkandidaten auf die Schnelle nicht zu haben sind, setzen die Clubbosse auf Zeit. Auch der einstige Nationalkeeper Kahn sieht keinen Grund zur Eile: „Man muss sich in Ruhe grundsätzlich Gedanken machen und hat jetzt auch genug Zeit, einen Mann zu finden, mit dem man wieder Kontinuität anstrebt.“
Anders als van Gaal und Magath zog Veh in Hamburg von sich aus die Konsequenzen aus den chaotischen Verhältnissen. In einem Verein, der sich bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor blamierte und dessen Aufsichtsrat sich gegen den langjährigen Vorsitzenden Bernd Hoffmann aussprach, mag der Fußball-Lehrer nicht weiterarbeiten. „Es ist kurios, dass es jetzt Tag für Tag Meldungen gibt, dass Vereine zur nächsten Saison einen neuen Trainer suchen. Das ist nicht normal“, kommentierte Hannovers Trainer Mirko Slomka.
Einen ähnlichen Status wie seine Kollegen van Gaal, Veh und Magath genießt Pierre Littbarski in Wolfsburg. Auch der nach der Trennung von Steve McClaren zum Chefcoach beförderte ehemalige Nationalspieler soll im Sommer wohl ersetzt werden.
Damit könnte es in der deutschen Eliteliga spätestens am Saisonende zu einem Stühlerücken kommen. Aus Sorge vor Unruhe im eigenen Verein bemühen sich die Vorgesetzten der umworbenen Trainer um schnelle Dementis. „Jürgen Klopp steht definitiv nicht zur Verfügung. Das ist von beiden Seiten ganz klar besprochen und gilt für jede Lebenslage“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der „Bild“.