„Wasser für Gaza“: Im Westjordanland sammeln viele für Hilfe
Ramallah (dpa) - Während im Gazastreifen an der Mittelmeerküste der Krieg tobt, fühlen sich die Palästinenser im Westjordanland zum Zusehen verurteilt. Viele dort fragen sich, wie sie der Bevölkerung im anderen Palästinensergebiet helfen können.
Die Autonomiebehörde in Ramallah rief deshalb die Kampagne „Wasser für Gaza“ ins Leben. Auf dem Hof des Ministeriums für Soziale Angelegenheiten im Zentrum der Stadt stapeln sich Paletten mit Trinkwasser in Plastikflaschen. „Sauberes Wasser ist das größte Problem in Gaza“, sagt Basel Abu Saidi, einer der Koordinatoren der Kampagne „Wasser für Gaza“. „Wir gehen davon aus, das täglich bis zu zehn Millionen Liter gebraucht werden.“
Unablässig kommen Bürger zur Sammelstelle, um Wasser zu bringen, das sie zuvor eingekauft haben. „Wir fühlen uns so hilflos angesichts des Leids der Menschen in Gaza. Sie sind Opfer einer grausamen und unmoralischen Aggression“, sagt die Hausfrau Fadhia Barguti. „Wasser zu spenden, ist das Mindeste, was wir tun können.“
Schließlich fährt ein Lastwagen in den Hof ein. Der Beifahrer zieht die Plane der Ladefläche hoch - sie ist bis unters Dach voll mit Wasserflaschen. Der einzige Schönheitsfehler: Die Etiketten weisen sie ausgerechnet als israelische Produkte aus.
Ein Raunen geht durch die Menge der Aktivisten und anwesenden Spender. Soll da etwa die Besatzungsmacht auch noch wirtschaftlich unterstützt werden? Auf dem Hof ist sonst tatsächlich nur Wasser aus dem Westjordanland oder aus arabischen Ländern zu sehen. Der Lastwagen kehrt mit seiner kompletten Ladung wieder um.
Auch kleinere Initiativen und Vereine sammeln humanitäre Hilfe für Gaza. Im Büro von „Boote für Gaza“ (Gaza Kawarib) nimmt der frisch gebackene Entwicklungsökonom Asad Schams Geld- und Sachspenden entgegen. „Zu uns kommen private Spender und Firmen“, erzählt er. „Mir war es noch nie vergönnt, in den Straßen von Gaza zu schlendern. Wenn wir uns engagieren, wird gerade jungen Leuten wieder bewusst, dass wir ein- und dasselbe Volk sind.“
Israel riegelt den Gazastreifen seit vielen Jahren für palästinensische junge Männer nahezu hermetisch ab. Sie werden pauschal als „Sicherheitsrisiko“ betrachtet. Mit seinen 24 Jahren konnte Schams bislang von einem Besuch in Gaza nur träumen.
Die Hilfsgüter müssen durch Israel in den Gazastreifen transportiert werden - vom Westjordanland gibt es dorthin keinen direkten Landweg. Nicht alle Waren dürfen passieren. Wasser schon, sagt Schams, aber Fruchtsäfte und Erfrischungsgetränke etwa nicht. Auch bei Kleidung und Mais in Dosen gebe es Probleme. Israel beruft sich darauf, dass bestimmte zivile Güter von den Militanten im Gazastreifen zum Bau von Tunnel oder Sprengmunition benutzt werden könnten.
In Büro von Asad Schams hängt eine lange Liste von Bedarfsgütern, die die Bevölkerung von Gaza dringend benötigt. Wasser steht ganz oben, aber aufgezählt werden auch Reis, Trockenmilch, Medikamente, Windeln, Matratzen. Drei Brüder kommen ins Büro und studieren die Liste. Dann gehen sie und kommen nach einer halben Stunde wieder - mit einem Kleinbus voller Wasser und Windeln.