Nach Feuerkatastrophe Wegen Brandgefahr: Fünf Hochhäuser in London evakuiert

London (dpa) - Hunderte Bewohner von fünf Hochhäusern in London müssen ihr Zuhause wegen Brandgefahr vorsichtshalber verlassen. Der Grund seien „dringende Arbeiten zur Brandsicherheit“, teilten die Behörden am späten Freitagabend mit.

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Die Entscheidung sei nach einer Inspektion der Londoner Feuerwehr getroffen worden. Insgesamt 800 Haushalte sind nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA betroffen. Die Feuerwehrleute sagten demnach, sie könnten die Sicherheit der Bewohner nicht garantieren.

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Die Bewohner mussten ihre Apartments noch am Freitagabend verlassen und sollten unter anderem in Hotels untergebracht werden. Die Maßnahme steht vor dem Hintergrund der Brandkatastrophe im Grenfell Tower mit mindestens 79 Todesopfern.

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27-stöckiger Grenfell Tower brennt aus: Tote und Verletzte
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Die Arbeiten an den nun geräumten Gebäuden im nördlichen Stadtbezirk Camden sollen drei bis vier Wochen dauern, wie Georgia Gould vom Bezirksrat sagte. Londons Bürgermeister Sadiq Khan schrieb auf Facebook von einer „Vorsichtsmaßnahme“ und bezeichnete die Räumung als den besten Weg, um die Bewohner zu schützen. Eine „Reihe bestimmter Umstände“ mache das in diesem Fall notwendig.

Ein defekter Kühlschrank hat nach Erkenntnissen der Ermittler die Londoner Feuerkatastrophe mit mindestens 79 Toten ausgelöst. Zudem hätten die Fassadenverkleidung und die Isolierung des Grenfell Tower die Sicherheitstests nach dem Unglück nicht bestanden, sagte Fiona McCormack von Scotland Yard Reportern. Es sei keine Brandstiftung gewesen.

Die Ermittler erwägen demnach eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Man sehe sich alle Unternehmen an, die am Bau und an der Sanierung des Hochhauses beteiligt gewesen seien, hieß es weiter.

Die offizielle Prüfung der Brandursache bestätigte damit nun amtlich jene Vermutungen, die schon seit dem Brand in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche in den britischen Medien kursierten.

Berichten zufolge hatte die brennbare Gebäudeverkleidung erheblich zur schnellen Ausbreitung des Feuers beigetragen. Das Hochhaus war erst vor kurzem renoviert worden. Die Behörden untersuchen allgemeine Sicherheitsverstöße und Verstöße gegen den Brandschutz, berichtete die Polizei weiter. Die Ermittler hätten Unterlagen von mehreren Organisationen beschlagnahmt, sagte McCormack.

Der verheerende Brand zerstörte nach Angaben der Bezirksverwaltung von Kensington und Chelsea 151 Wohnungen: 129 davon in dem Hochhaus selbst, 22 weitere in der unmittelbaren Umgebung. Die Bewohner von 363 Haushalten seien in Hotels innerhalb des Stadtteils oder in der Nähe untergebracht worden. Mitarbeiter der Bezirksverwaltung kümmerten sich mit den betroffenen Familien um eine dauerhafte Unterbringung der Opfer. Dafür hat die Stadt Berichten zufolge bereits 68 neue Wohnungen in der Nähe des Grenfell Tower angekauft.

Unklar ist weiterhin, wie viele Menschen genau sich in dem Hochhaus aufgehalten hatten. Was man seit der Katastrophe an sterblichen Überresten gefunden habe, sei inzwischen aus dem Gebäude gebracht worden, sagte McCormack. Die Ermittler befürchten jedoch, dass weitere Menschen in dem Sozialbau gewesen sein könnten, über die nichts bekannt sei. Berichten zufolge könnten möglicherweise zahlreiche Bewohner illegal in dem Haus gelebt haben.

Das Innenministerium habe der Polizei versichert, das es nicht am Einwanderungsstatus der Bewohner interessiert sei, hieß es weiter. „Wir wollen nur sichergehen, dass wir wissen, wer vermisst wird“, sagte McCormack. Betroffene sollten sich bei der Polizei melden.

Überlebende gehen von einer wesentlich höheren Opferzahl aus als die Behörden. Viele Freunde und Nachbarn seien seit dem Brand verschwunden, Kinder nicht mehr in Schulen aufgetaucht.

Die Untersuchungen ziehen derweil weite Kreise. Die britische Regierung hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, dass mindestens elf weitere Gebäude in England eine brennbare Verkleidung hätten - darunter Häuser in Manchester und Plymouth. Hunderte weitere Gebäude würden derzeit noch auf eine mögliche Feuergefahr hin untersucht.