Weltweit Proteste gegen „Charlie Hebdo“
Berlin (dpa) - Stundenlanges Warten und dann das: Die erste Ausgabe von „Charlie Hebdo“ seit dem Pariser Anschlag ist auch in Deutschland in kürzester Zeit vergriffen. In muslimischen Ländern schlägt die Wut über die Mohammed-Karikaturen in Gewalt um.
Hunderte Menschen harrten nachts teils stundenlang vor noch geschlossenen Zeitungsläden aus, nur um dann mit leeren Händen nach Hause zu gehen.
Das Interesse an „Charlie Hebdo“ ist nach den Anschlägen von Paris so groß wie noch nie. Vor den Attentaten wurden 60 000 Hefte gedruckt. Danach sollte das Magazin zunächst mit drei, dann mit fünf Millionen Exemplaren erscheinen, am Samstag wurde die Auflagenzahl auf sieben Millionen erhöht. Vorbereitet wird noch eine digitale Fassung in vier Sprachen.
Nach Deutschland kam zunächst nur ein kleiner Teil der Auflage, weil der Ansturm auf die Hefte in Frankreich so gewaltig ist. Dort erschien die Ausgabe bereits am Mittwoch. In Deutschland wurden vor allem Hauptbahnhöfe, Flughäfen und Großstadt-Kioske beliefert. Im Geschäft kostete ein Exemplar vier Euro, im Internet wechselten die französischsprachigen Hefte wenig später schon für bis zu 100 Euro den Besitzer.
Vor vielen Kiosken bildeten sich am Samstag schon vor der Öffnung lange Schlangen. Vor einer Buchhandlung im Berliner Hauptbahnhof warteten gegen 5.00 Uhr etwa 100 Menschen, um ein Heft zu kaufen. Doch nur die ersten beiden waren erfolgreich: Das Geschäft hatte nur zwei Exemplare bekommen. Die Glücklichen hatten schon um Mitternacht Stellung bezogen. Ähnliche Szenen spielten sich in Städten wie München, Stuttgart, Hamburg oder Hannover ab.
Bei dem Terroranschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ waren am 7. Januar in Paris zwölf Menschen getötet worden. Als Hintergrund des Attentat gelten teils derbe Mohammed-Karikaturen des Satiremagazins. Nach den Glaubensvorstellungen von Muslimen sollten weder Gott noch Mohammed bildlich dargestellt werden.
Das Titelbild der jüngsten Ausgabe zeigt unter der Schlagzeile „Alles ist vergeben“ dennoch erneut eine Zeichnung Mohammeds. In mehreren islamischen Ländern führte dies nach den Freitagsgebeten zu teils heftigen Protesten. Im afrikanischen Niger zündeten aufgebrachte Muslime ein französisches Kulturzentrum an.
Auf dem Tempelberg in Jerusalem versammelten sich Hunderte Palästinenser. Laut palästinensischer Nachrichtenagentur Maan wurde eine französische Flagge verbrannt. In der südpakistanischen Stadt Karachi kam es bei Protesten zu schweren Zusammenstößen. In der algerischen Hauptstadt Algier demonstrierten Tausende gegen „Charlie Hebdo“.
Der französische Präsident François Hollande unterstrich angesichts der Proteste die Bedeutung der Freiheitsrechte. „Frankreich hat Prinzipien und Werte, darunter besonders die Meinungsfreiheit“, sagte Hollande am Samstag bei einem Besuch in Tulle östlich von Bordeaux.