Schulz, Kühnert & Co. Wer auf dem SPD-Parteitag wichtig ist

Berlin (dpa) - Es geht um viel an diesem Sonntag in Bonn. Darum, ob SPD und Union über eine Koalition verhandeln. Um Deutschland, um Glaubwürdigkeit, um Gestaltung, um Macht. 600 Delegierte stimmen ab.

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Eine Auswahl der Sozialdemokraten, die im Mittelpunkt des Parteitags stehen:

MARTIN SCHULZ (62): Wegen des Hin und Hers in Sachen GroKo halten manche den SPD-Chef schon jetzt nicht mehr für glaubwürdig. Wenn der Parteitag ihm das Ja zu Koalitionsverhandlungen versagt, für das er seit einer Woche unermüdlich wirbt, wäre das eine dramatische Niederlage. Müsste Schulz zurücktreten? Das stünde jedenfalls im Raum - auch wenn die Parteispitze sich hütet, das auszusprechen.

KEVIN KÜHNERT (28): Hat sich in den vergangenen Tagen vom eher unbekannten Juso-Chef zum redegewandten Schulz-Kontrahenten und Medienliebling entwickelt. Er will eine neue GroKo verhindern. Dass er auch auf großer Bühne Eindruck machen kann, hat er schon beim letzten Parteitag gezeigt. Kühnert muss das Nein nicht durchsetzen, um sich an der Juso-Spitze zu halten - dass er die Parteiführung überhaupt ins Schwitzen bringt, ist schon ein Erfolg für ihn.

ANDREA NAHLES (47): Früher mal linke Juso-Rebellin, jetzt setzt sie sich als Fraktionschefin im Bundestag für die Koalitionsverhandlungen ein. „Das wird ganz schön teuer“, feixte sie noch im Dezember Richtung Union, ihr „Bätschi“ blieb hängen. Gemeinsam mit Schulz hat sie das Sondierungsteam geleitet und verkauft das Ergebnis als Erfolg. Eine Niederlage für Schulz wäre in diesem Fall auch eine für Nahles.

MALU DREYER (56): Gehörte erst zu den GroKo-Kritikern, wirbt nun aber auch für Verhandlungen. Ihr Schwenk könnte besonders großen Einfluss auf unentschlossene Genossen haben, denn Dreyer gehört zu den Beliebtesten an der SPD-Spitze. Das zeigte sich im Dezember: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin kandidierte erstmals als Parteivize und holte mit 97,5 Prozent das beste Ergebnis.

THORSTEN SCHÄFER-GÜMBEL (48): Hessens Landeschef hat im Herbst 2018 eine Landtagswahl vor sich - und damit gute Gründe, einen gewissen Abstand von den Verwicklungen auf Bundesebene zu halten. Von den SPD-Sondierern hat er sich bei der Abstimmung über das Verhandlungspapier als einziger enthalten, er kritisierte die Inhalte teils deutlich. Im Vorstand stimmte „TSG“ allerdings für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen.

MICHAEL GROSCHEK (61): Als Chef des mit Abstand wichtigsten Landesverbands Nordrhein-Westfalen hat sein Wort Gewicht. Allerdings setzt Groschek anders als seine Vorgängerin Hannelore Kraft weniger auf kurze Leine und Basta-Politik - sein Werben für das Sondierungsergebnis heißt also noch lange nicht, dass alle oder die allermeisten der 144 Delegierten aus NRW für Verhandlungen stimmen.