Werder feiert Rettung, Eintracht in der Relegation

Bremen (dpa) - So hat man bei Werder Bremen zuletzt vor zwölf Jahren die deutsche Meisterschaft gefeiert. Nach dem Schlusspfiff rannten alle Ersatzspieler, Trainer und Betreuer auf den Spielfeld.

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Auch die Fans stürmten den Platz, kletterten auf die Tore, rissen sich Teile aus dem Rasen und jubelten mit ihren Helden. Durch ein spätes Tor von Verteidiger Papy Djilobodji gewannen die Bremer am Samstag das Abstiegskampf-Endspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 1:0 (0:0) und schickten die Hessen zwei Minuten vor dem Ende der Saison noch in die Relegation. Werder kletterte im Abschlussklassement der Fußball-Bundesliga sogar noch vom 16. auf den 13. Tabellenplatz.

„Das ist Euphorie pur. Jetzt fällt alles von uns ab. Wir haben immer die nötige Ruhe behalten und uns nie verrückt machen lassen“, sagte der Bremer Geschäftsführer Thomas Eichin dem TV-Sender sky. Auch Trainer Viktor Skripnik meinte: „2004 habe ich noch als Spieler die Meisterschaft miterlebt. Das war natürlich auch attraktiv. Aber das hier jetzt ist unglaublich. Ich bin einfach glücklich darüber.“

Mitten in einem grün-weißen Jubelmeer versammelte Eintracht-Trainer Niko Kovac seine Spieler noch auf dem Platz in einem Kreis, um sie auf die beiden über Abstieg oder Ligaverbleib entscheidenden Spiele am 19. und 23. Mai gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg einzuschwören. „Wir wollen den Kopf jetzt nicht hängen lassen. Wir waren schon mal in einer noch schwierigeren Situation“, sagte Offensivspieler Stefan Aigner. „Vor drei Wochen hat uns jeder abgeschrieben. Damals hätten wir die Relegation sofort unterschrieben.“

Das entscheidende Tor kurz vor Schluss fiel äußerst glücklich für die von Beginn an hoch überlegenen, aber lange Zeit kaum gefährlichen Bremer. Zlatko Junuzovic trat in der 88. Minute einen Freistoß in den Strafraum, Anthony Ujah brachte den Ball entscheidend vor das Tor. Dort stand der vom FC Chelsea ausgeliehene Djilobodji und grätschte ihn über die Linie. Ujah war erst nach einer Stunde ins Spiel gekommen, sein Anteil am wichtigsten Bremer Treffer der gesamten Saison war mindestens genauso groß wie der des Torschützen aus dem Senegal. „Ich habe ihm bei der Einwechselung gesagt: Schieß ein Tor. Du kannst unseren Arsch retten“, meinte Skripnik.

Hinter seiner Mannschaft stand schon vor dem Spiel eine komplette Stadt. Tausende Werder-Fans bildeten auf den letzten Metern zum Stadion ein grün-weißes Spalier für den Mannschaftsbus. Auch während des Spiels herrschte auf den Tribünen eine fantastische Atmosphäre. Selbst auf den Sitzplätzen verfolgten die Zuschauer das Spiel im Stehen. Auch die Gegentore des VfB Stuttgart wurden lautstark gefeiert. Dadurch war schnell klar: Der Tabellenvorletzte liegt in Wolfsburg zurück, er wird keinen Druck mehr auf Werder oder Frankfurt ausüben. Direkt absteigen kann im Weserstadion niemand mehr. „Das Ergebnis in Wolfsburg war für uns sehr wichtig“, erklärte Skripnik.

Die Eintracht verteidigte sehr organisiert und diszipliniert, verschaffte sich aber abgesehen von zwei Chancen für Änis Ben-Hatira (2.) und Makoto Hasebe (20.) zu wenig Entlastung. Das rächte sich kurz vor Schluss. Ein 0:0 hätte den Frankfurtern gereicht.

„Das ist bitter für uns. Auf der anderen Seite muss man anerkennen, dass Werder uns mehr oder weniger an die Wand gedrückt hat“, sagte der scheidende Vorstandschef Heribert Bruchhagen nach seinem letzten regulären Bundesliga-Spiel in offizieller Funktion.

Der 67-Jährige bleibt aber zuversichtlich: „Unsere Mannschaft hat in den letzten Wochen gezeigt, dass sie eine Mannschaft ist. Unsere Aufgabe ist jetzt, konzentriert zu arbeiten und die Enttäuschung des Augenblicks so schnell wie möglich abzubauen. Ich bin überzeugt davon, dass wir in der Relegation zum Erfolg kommen können.“

Die Frankfurter flogen bereits kurz nach dem Spiel wieder nach Hause. Nur schnell weg von diesem Ort, volle Konzentration auf den 1. FC Nürnberg, lautete die Devise. Schon am Freitagabend musste der Hinflug wegen eines Unwetters gestrichen werden. Vor dem Spiel dann wurde der Mannschaftsbus der Eintracht auf dem Weg zum Stadion von Bremer Fans angefeindet und teilweise sogar beworfen. Es war eine bittere Dienstreise für die Eintracht. „Wir sind jetzt hingefallen. Aber wichtig ist, jetzt wieder aufzustehen“, sagte Kovac.