Saar-Triumph Wie Merkels Vertraute zur strahlenden Wahlsiegerin wurde
Saarbrücken (dpa) - Annegret Kramp-Karrenbauer liebt klare Ansagen. Wenn andere davon reden, dass wieder mehr im Saarland investiert werden muss, legt sie einen Plan vor. Was überhaupt drin ist - ab wann, wie viel und wo.
Sie spricht Dinge aus, die wehtun.
Dass das hoch verschuldete Saarland auch in den nächsten Jahren weiter kräftig sparen muss. Aber auch: Dass es ab 2020 besser wird. Für ihre Klarheit lieben sie die Saarländer: Denn bei „AKK“ weiß man, wo man dran ist. Und vielleicht noch wichtiger - man vertraut ihr.
Ein hohes Gut, das sicher dazu beigetragen hat, dass die 54-Jährige bei der Landtagswahl am Sonntag fulminant siegte. Viel wird heute in der Politik über Glaubwürdigkeit und Authentizität gesprochen. „AKK“ verkörpert diese für viele der knapp eine Million Einwohner im Saarland. Das belegen Zahlen. 78 Prozent der Saarländer sind mit ihrer Arbeit und mit ihr als Person zufrieden oder sehr zufrieden.
„So hohe Kompetenz- und Sympathiewerte hat sonst bundesweit keine andere Politikerin“, sagt Parteienforscher Uwe Jun von der Universität Trier. Nur noch der Grüne Winfried Kretschmann, Regierungschef in Baden-Württemberg, liegt mit um die 80 Prozent darüber. Das zeigt: „Die Menschen wollen Vertrauen in Politiker haben können“, sagt der Experte.
Viele Menschen seien heute „besorgt“ - nach Brexit, Trump und dem Aufstieg der Populisten. „Sie interessieren sich wieder mehr für Politik.“ Im Saarland sei es Kramp-Karrenbauer gelungen, das gestiegene Interesse „auf die Mühlen der CDU“ zu lenken. Auch die Furcht vor einer möglichen rot-roten Koalition hat zusätzliche Wähler für die CDU mobilisiert, auch aus dem konservativen SPD-Spektrum.
Dass die Saarländer Kramp-Karrenbauer erneut und überdeutlich bestätigt haben, führt er auf einen Mix zurück: „Dass sie sehr unaufgeregt und sehr sachlich ihre Aufgabe als Regierungschefin erledigt hat. Dass sie glaubwürdig wirkt und stets kompromissbereit ist“. Zudem komme sie noch sympathisch rüber.
Nicht wenige vergleichen den sachlich-analytischen Politikstil mit dem von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Beide lassen sich nicht aus der Fassung bringen, beide setzen im Politikalltag auf Vernunft und Argumente statt Gefühle. Vielleicht mögen sich die beiden auch deshalb: Kramp-Karrenbauer, die seit 2010 im CDU-Bundespräsidium sitzt, gilt als Vertraute von Merkel. Und: Beide können auch knallhart verhandeln.
So verriet Merkel neulich bei einem Auftritt im saarländischen St. Wendel: „Annegret und ich wir sind eigentlich im Grundsatz recht gut befreundet, darf ich so sagen.“ Wenn es aber ums Geld gehe - um die finanzielle Ausstattung des Saarlandes, da kenne Kramp-Karrenbauer „keine Freunde in Berlin“, sagte Merkel. Bei der Neuregelung der Bund-Länder-Finanzen hat die Ministerpräsidentin so 500 Millionen Euro extra pro Jahr ab 2020 für das Saarland rausgeschlagen.
Auch für dieses Durchsetzungsvermögen lieben die Saarländer ihre Landesmutter, die seit 2011 erste Ministerpräsidentin des kleinsten deutschen Flächenlandes ist. Der man eben glaubt, dass ihr die Zukunft des Saarlandes am Herzen liegt. Und man glaubt ihr auch, wenn sie sagt, dass sie nicht in die Bundespolitik wechseln will - aller Gerüchte zum Trotz. „Ich fühle mich im Saarland ungeheuer wohl. Hier will ich bleiben.“ Ein Zuhause-Gefühl habe sie nur, wenn sie Saarländer Platt „schwätzen“ könne.
Apropos schwätzen: Das kann sie eben auch gut. Mit den Leuten auf der Straße, auf den Märkten, in den Geschäften: „Sie ist eine wie Du und ich“, hört man immer wieder. Bodenständig und uneitel. Eine Ministerpräsidentin zum Anfassen, aber ohne Anbiedern. Dass sie die Bodenhaftung nicht verliert, führt sie den Saarländern auch jedes Jahr an Karneval vor Augen, wenn sie als „Putzfrau Gretel vom Landtag“ auf der Bühne steht. Da kriegen alle ihr Fett weg, auch „AKK“ höchstpersönlich.