Hintergrund Wie viele Menschen sind bei dem Putschversuch gestorben?
Istanbul (dpa) - Die türkische Regierung zählt 249 „Märtyrer“ oder Todesopfer bei dem Putschversuch vor einem Jahr. Darin sind jene Menschen enthalten, die ums Leben kamen, als sie sich am 15. und 16. Juli 2016 gegen die Umstürzler stellten.
Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach am Freitag von „nur 35“ getöteten Putschisten. Während die Operationen zur Niederschlagung des Putsches noch andauerten, gab die Regierung diese Zahl allerdings schon mit mehr als 100 an.
Im Zusammenhang mit dem Putschversuch sprechen Regierungsvertreter in aller Regel nur über die 249 Opfer. Aus Regierungskreisen hieß es kurz nach dem Putschversuch zur Begründung: „Wir zählen Terroristen, die das Parlament bombardiert haben, nicht zusammen mit Menschen, die von Panzern überfahren wurden. Aus Respekt.“ Unklar ist allerdings, ob einfache Soldaten wie beispielsweise Wehrdienstleistende überhaupt um das Ziel des umstürzlerischen Einsatzes wussten - oder ob sie nur Befehle befolgten, deren Illegalität sie nicht erkennen konnten.
Die Einstufung eines Opfers als „Märtyrer“ bedeutet für die Hinterbliebenen, dass der Tote wie ein gefallener Soldat behandelt wird, selbst wenn er Zivilist war. Damit haben Angehörige Anspruch auf staatliche Unterstützung. Söhnen und Brüdern von Putschopfern wurde außerdem per Notstandsdekret der Militärdienst erlassen.