Wirtschaft warnt: Mit Italien könnte Krise eskalieren

Berlin (dpa) - Die deutsche Exportwirtschaft hat den Bundestag zu einem starken Signal für den Euro aufgerufen - und warnt vor großen Risiken wegen der Schieflage des Schuldensünders Italien.

Der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Ich fordere die Abgeordneten des Bundestages auf, ihre Pflicht zu tun, um Schaden von Deutschland abzuwenden. Heute muss man mit der Regierung stimmen, weil sonst Chaos und weltweite Depression drohen.“

Mit der überfälligen Aufrüstung des Euro-Rettungsschirms EFSF ist nach Einschätzung Börners die Schuldenkrise jedoch nicht gebannt. „Wenn Italien infiziert ist oder sehr schnell infiziert wird, dann eskaliert die Krise in dramatischen Dimensionen“, meinte der Unternehmer. Dann könnte auch Frankreich ins Gerede kommen und seine Top-Bewertung bei den Ratingagenturen verlieren. Alleine aber werde Deutschland die Stabilisierung der Euro-Zone unmöglich stemmen können.

Die Politik trage eine Mitschuld an den Turbulenzen auf den Finanzmärkten. „Die Kommunikationspolitik der europäischen Politiker ist seit 18 Monaten katastrophal“, kritisierte der BGA-Chef, der die Interessen von 120 000 Unternehmen mit 1,2 Millionen Beschäftigten vertritt. Jetzt müssten die Euro-Spitzen in Brüssel alles tun, um einen Kollaps zu verhindern. Die Schlagkraft des EFSF sollte auf über eine Billion Euro, am besten auf zwei Billionen Euro gesteigert werden. „Sonst werden wir diese Unruhe nicht los.“

Länder-Nothilfen dürfe es nur gegen strikte Auflagen geben. Wer Geld von seinen europäischen Partnern wolle, müsse in letzter Konsequenz auch Souveränität abgeben. „Die müssen sich nach der Decke strecken.“ Das gelte ja auch für jede Firma, wenn sie Geld von anderen haben wolle. Ein Überspringen der Schuldenkrise auf die Wirtschaft fürchtet Börner derzeit nicht. „Ich sehe kurzfristig in den nächsten sechs Monaten kein Risiko einer Kreditklemme in Deutschland.“