WM-Affäre 2006: Viele Ermittler auf der Suche nach Antworten

Berlin (dpa) - Die WM-Affäre rund um die dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro beschäftigt inzwischen zahlreiche Behörden und Ermittler. Der DFB soll das Geld 2005 an die FIFA getarnt als Beitrag zu einem Kulturprogramm überwiesen haben.

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Tatsächlich soll es sich um eine Rückzahlung an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus handeln, der das Geld zuvor an Mitglieder der FIFA-Finanzkommission gezahlt habe, um den Deutschen einen Organisationszuschuss von 170 Millionen Euro zu sichern. Ein Überblick zu den derzeit laufenden Ermittlungen:

Freshfields-Ermittlungen:
Der DFB hat nach Bekanntwerden der Affäre im Oktober eigene Ermittlungen eingeleitet und die private Wirtschaftskanzlei Freshfields damit betraut. Die Ermittler haben seitdem zahlreiche Unterlagen gesichtet und Zeugen befragt. Insbesondere geht es um die Frage, wohin die 6,7 Millionen Euro geflossen sind. Am Freitag sollen die Ergebnisse vorgestellt werden.

Steuerverfahren:
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen den DFB. In diesem Zusammenhang waren Anfang November 2015 die DFB-Zentrale sowie die Wohnungen der früheren DFB-Chefs Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie des ehemaligen DFB-Generalsekretärs Horst R. Schmidt durchsucht worden. Die Ermittlungen dauern laut Auskunft der Staatsanwaltschaft an. Wann sie abgeschlossen werden, ist derzeit unklar. Dem DFB droht in diesem Zusammenhang eine hohe Steuernachzahlung, wenn ihm nachträglich die Gemeinnützigkeit und die damit verbundenen Steuervorteile für das Jahr 2006 aberkennt werden.

Ermittlungen von Schweizer Bundesanwaltschaft und FBI:
Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat nach einem Rechtshilfeersuchen der Kollegen aus Frankfurt ebenfalls Ermittlungen eingeleitet. In nächster Zeit sollen Vernehmungen zusammen mit den deutschen Ermittlern in der Schweiz stattfinden. Auch das FBI interessiert sich für die Millionenzahlung. Die US-Fahnder ermitteln seit geraumer Zeit im Mega-Korruptionsskandal gegen die FIFA.

Schadenersatz-Begehren in Hamburg:
Der DFB hat Ende 2015 Güteanträge bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle in Hamburg eingereicht. Diese richten sich gegen den früheren OK-Chef Franz Beckenbauer, dessen langjährigen Weggefährten Fedor Radmann sowie Zwanziger, Niersbach, Schmidt, den Testamentsvollstrecker von Robert Louis-Dreyfus und die FIFA. Durch die Güteanträge hat der DFB mögliche Schadensersatz-Ansprüche gewahrt.

Millionen-Rückforderung gegen Ex-Spitzenfunktionäre:
Der DFB hat eine Zahlungsaufforderung in Höhe von 6,7 Millionen Euro an Radmann geschickt. Grund ist nach DFB-Angaben, dass dieser in der Schweiz wohnt und dort eine andere Rechtsordnung herrsche: Deshalb gibt es gegen ihn ein Betreibungsverfahren und keinen Güteantrag. Radmann bestätigte ein entsprechendes Schreiben vom 8. Januar 2016. Er legte dagegen Widerspruch ein. Mit dem Vorgehen will der DFB einen möglichen finanziellen Schaden vom Verband fernhalten.

Netzer-Klage in Köln:
Vor dem Landgericht Köln wird am 27. April die Klage von Günter Netzer gegen Zwanziger auf Unterlassung von Behauptungen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2006 verhandelt. Der frühere Fußball-Nationalspieler wehrt sich gegen Zwanzigers Behauptung, er habe bei einem Treffen 2012 in Zürich einen Stimmenkauf von vier asiatischen FIFA-Funktionären im Vorfeld der WM-Vergabe bestätigt.