Wo 40 Grad noch kühl sind: Arbeiten in brütender Hitze
Mainz/Kassel/Halle (dpa) - Mit Temperaturen bis knapp 40 Grad nimmt der Sommer richtig Fahrt auf. Manchen Menschen dürften diese Werte noch kühl vorkommen - denn dort, wo sie arbeiten, ist es noch viel heißer.
Ein Überblick:
- Wem knapp 40 Grad Celsius nicht warm genug sind, der kann in der Sauna bei bis zu 90 Grad richtig schwitzen. Die SAUNAMEISTER seien die Hitze gewohnt, sagt die Leiterin der Saunen im Mainzer Taubertsbergbad, Walburga Knestel. Die Mitarbeiter kühlten sich zwischen den Aufgüssen mit kalten Duschen ab. Auch den Gästen rät Knestel, viel zu trinken und auf Signale des Körpers zu achten.
- Im Reptilium in Landau (Rheinland-Pfalz) stecken die Bewohner die Hitze locker weg, im Gegensatz zu den TIERPFLEGERN. Sie klettern in dem Zoo bei bis zu 50 Grad Celsius durch die Terrarien, füttern die Schildkröten und Echsen und putzen in Wathose und Gummistiefeln die heißen Steine. Weil das Wasser rasch verdunstet, ist die Luftfeuchtigkeit extrem hoch. Abhilfe verschafft den Pflegern eine kühle Dusche aus dem Gartenschlauch.
- Auch bei der Curry-Manufaktur in der Wiesbadener Innenstadt ist die Arbeit hinter Rost und Fritteuse kein Zuckerschlecken. „Warmes trinken hilft“, verrät Dunja Andris. Tee haben die IMBISSMITARBEITER immer zur Verfügung. Für Abkühlung sorgt sonst nur Durchzug, eine Klimaanlage gibt es nicht. „Wenn die Hitze trocken und angenehm ist, sind die Kunden sogar netter“, berichtet Andris. „Nur wenn es sehr schwül ist, kann es anstrengend werden - aber dann sind wir ja alle etwas angenervt.“
- Schwere Schutzanzüge, feste Stiefel, Handschuhe und Helm: FEUERWEHRLEUTE brauchen für viele ihrer Einsätze eine spezielle Schutzausrüstung - auch bei Sommersonne und Hitze. „Die halten das aus“, sagt der Sprecher der Frankfurter Feuerwehr, Thomas Koch. Männer und Frauen bei der Feuerwehr müssten ganz andere Temperaturen ertragen. 800 bis 1000 Grad seien bei Bränden keine Seltenheit. Wenn Einsätze mal länger dauern und besonders schweißtreibend sind, bringt ein Kleinbus Getränke vorbei.
- Auch bei GLASBLÄSERN geht es sehr heiß her. Sie hantieren mit Flammen, die bis 1700 Grad Celsius heiß werden, und tragen dabei eine spezielle Brille und Baumwoll-Kittel. „Je heißer es draußen ist, desto wärmer wird es auch drinnen“, sagt Torsten Schurig von der Glasbläserei der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. An heißen Sommertagen kommt er richtig ins Schwitzen. Der Glasbläser achtet auf regelmäßige Pausen - und ausreichend Flüssigkeit. Neben ihm auf der Werkbank steht eine Kanne mit ungezuckertem Tee.
- STRAßENBAUARBEITER können in Kassel ab mittags einen Gang zurückschalten, zusätzliche Pausen sind aber nicht drin. „Es wird hart“, sagt Michael Rode, Schachtmeister an einer Baustelle. Er empfiehlt seinen Kollegen: „Viel trinken!“ Sein Arbeitgeber stellt bei der Hitze Wasser bereit.
- BUSFAHRER Dave Diehl hat mindestens zwei Liter Wasser bei seiner Tour dabei. Er fährt in Wiesbaden wie sein Kollege Christoph Jorczynski einen Bus mit Klimaanlage, es gibt aber auch Fahrzeuge ohne die Kühlung. Jorczynski hat zur Abkühlung bei der Schicht noch einen kleinen Lappen dabei, den er immer wieder mit Wasser tränkt.
- Die Müllwerker der Wiesbadener Entsorgungsbetriebe (ELW) beginnen morgens um 6 Uhr mit der Arbeit - da ist es noch nicht so heiß. „Unsere Mitarbeiter können sich die Hosenbeine abtrennen und kurzärmlig arbeiten“, sagt ELW-Sprecher Frank Fischer. „Einige unserer Mitarbeiter sind streng gläubige Muslime. Diese werden wegen des Fastenmonats Ramadan eher Probleme haben.“ ELW-Mitarbeiter bekommen während der Arbeit kostenlos Getränke und Mückenschutz.
- Auf der Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden prallt das Sonnenlicht auf Asphalt und Autos. Die VERKEHRSPOLIZISTEN auf der maroden Rheinbrücke dürften es kühl haben: Ihr Container habe eine Klimaanlage, sagt Rolf Gäbler von der Polizeiautobahnstation Heidesheim. Ähnlich wie den Pendlern gehe es dagegen den Kollegen auf Streife: Zwar hätten auch die Wagen eine Klimaanlage, sagt Gäbler, „aber wehe, man steigt aus“.