Wut bei Opfer-Angehörigen nach Zschäpes Aussage
München (dpa) - „Wenn sie geschwiegen hätte, wäre es besser gewesen.“ Mit Enttäuschung und Wut haben Angehörige von Mordopfern des NSU auf die Aussage von Beate Zschäpe im Prozess vor dem Oberlandesgericht München reagiert.
„Es ist schrecklich. Ich hab keine Worte dafür“, sagte Abdulkerim Simsek, Sohn des ersten NSU-Mordopfers Enver Simsek, am Mittwoch nach dem Ende des Verhandlungstages. Er wünschte sich, Zschäpe hätte weiter geschwiegen. „Das ist ein Schlag ins Gesicht“, sagte er. „Diese Erklärung war so erbärmlich, einfach nur lächerlich.“
Die Entschuldigung, die Zschäpes Anwalt Mathias Grasel am Ende ihrer Einlassung verlas, nehme er gar nicht wahr, sagte der sichtlich aufgewühlte junge Mann. So ging es auch den Eltern des in Kassel ermordeten Halit Yozgat. „Da ihre Aussage eine Lüge ist, akzeptieren wir auch ihre Entschuldigung nicht“, sagte sein Vater Ismail Yozgat, der mit seiner Frau nach München gereist war und ebenfalls sehr emotional auf die Aussage Zschäpes reagierte.
Auch Gamze Kubasik, Tochter des 2006 in Dortmund ermordeten Kioskbetreibers Mehmet Kubasik, wies die Entschuldigung zurück. Sie sei „eine Frechheit, vor allem wenn sie dann noch verbunden wird mit der Ansage, keine unserer Fragen zu beantworten“, sagte sie. „Mit ihrer Erklärung versucht Frau Zschäpe sich aus der Verantwortung zu ziehen. Dieser Aussage glaube ich kein Wort.“
Die Anwältin Gül Pinar, die die Familie des Hamburger Opfers Süleyman Tasköprü vertritt, zeigte sich ebenfalls enttäuscht von Zschäpes Erklärung. „Ihre Aussage war sehr detaillos. Insbesondere zu Hamburg hat sie überhaupt nichts gesagt, also nicht einmal den Namen Süleyman Tasköprü in den Mund genommen“, sagte Pinar dem Radiosender NDR 90,3. „Ich finde, dass der Zeitpunkt einer Entschuldigung so spät kommt, das ich ihr das nicht abnehmen kann.“ Das sehe nach Taktik aus.
Die Hauptangeklagte Zschäpe hatte sich am Mittwoch bei den Opfern der Terrorgruppe NSU entschuldigt, die Schuld für die Verbrechen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ aber ihren gestorbenen Freunden Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zugewiesen. Dem NSU werden zehn Morde angelastet.