Zeitung: USA planen nach Irak-Abzug Verstärkung am Golf
Washington (dpa) - Wenn bis Jahresende alle US-Soldaten aus dem Irak abgezogen sind, befürchten nicht wenige ein gefährliches Vakuum in der instabilen Region. Einem Medienbericht zufolge wollen die USA vorbauen - und künftig in direkter Nachbarschaft noch mehr Stärke zeigen.
US-Präsident Barack Obama plant dem Pressebericht zufolge nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak eine Verstärkung der Militärpräsenz am Persischen Golf. Dieser Schritt könnte zusätzliche Kampftruppen in Kuwait einschließen, um etwa auf eine Konfrontation mit dem Iran oder ein Sicherheitschaos im Irak vorbereitet zu sein, wie die „New York Times“ am Sonntag meldete.
Obama hatte unlängst angekündigt, nach gut acht Jahren Krieg alle US-Soldaten bis Jahresende aus dem Irak heimzuholen. Allerdings wird eine Instabilität in der Region als Folge des Abzugs befürchtet. Das Verteidigungsministerium habe die neuen Pläne ins Auge gefasst, nachdem Forderungen der US-Militärs nach einem Verbleib von bis zu 20 000 US-Soldaten im Irak über 2011 hinaus bei der Regierung in Bagdad wie auch in Washington auf taube Ohren gestoßen seien.
Die US-Regierung erwäge überdies, zusätzliche Kriegsschiffe in den Persischen Golf zu entsenden, meldete die Zeitung unter Berufung auf Militärs und Diplomaten weiter. Washington wolle auch die militärische Kooperation mit den im Golf-Kooperationsrat (GCC) zusammengeschlossenen Ölstaaten Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Katar, Kuwait und Oman stärken. Über den Umfang der Kampftruppen in Kuwait werde derzeit noch verhandelt.
Washington strebe an, die schon bestehende enge Zusammenarbeit noch weiter zu einer neuen „Sicherheitsarchitektur“ für den Persischen Golf auszubauen, schreibt die Zeitung. Dazu zähle eine Abstimmung von Luft- und Seepatrouillen sowie der Raketenabwehr.
Nachdem Obama die Abzugspläne aus dem Irak verkündet hatte, unterstrich Außenministerin Hillary Clinton, dass die USA weiterhin „eine robuste Präsenz“ in der Region sicherstellen wollten. „Das ist Zeugnis unserer weiterhin bestehenden Verpflichtung dem Irak und der Zukunft der Region gegenüber“, sagte Clinton. Es gelte, die Weltgegend von Einflussnahme von außen zu befreien, damit sie sich weiter in Richtung Demokratie entwickeln könne.
Für den Stabschef des für die Region zuständigen Zentralkommandos, Generalmajor Karl Horst, ist die angestrebte Neuaufstellung des US-Militärs am Golf ein Schritt „zurück in die Zukunft“. Die Pläne ähnelten der Strategie aus der Zeit, bevor Washington auf massive Truppenpräsenz setzte. Sie umfasse die Entsendung kleinerer, aber schlagkräftiger Kontingente und Kooperationen mit den Militärs in der Region. „Ich denke, das ist gesund. Ich denke, es ist effizient. Ich denke, es ist praktikabel“, sagte Horst der „New York Times“.