Zuspitzung in der Ukraine alarmiert deutsche Wirtschaft
Berlin (dpa) - Die deutsche Wirtschaft sieht den Konflikt in der Ukraine mit wachsender Sorge. Manager und Ökonomen warnen vor schärferen Sanktionen gegen Russland.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, forderte den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, mäßigend auf die angespannte Lage im Osten der Ukraine einzuwirken.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher hält Konjunkturrückschläge in Europa für möglich, sollten gegen Russland Wirtschaftssanktionen verhängt werden. „Ein größeres Risiko sind mögliche Verwerfungen in Finanzmärkten - vor allem durch Turbulenzen und Verluste für die noch immer angeschlagenen Banken in Europa“, sagte Fratzscher „Handelsblatt Online“.
Dies würde die schwache Konjunkturerholung in der Euro-Zone gefährden. Die Folgen von Wirtschaftssanktionen hingen unter anderem von deren Dauer und der Reaktion Russlands ab. Zeitlich beschränkte Maßnahmen würden „nur geringe Auswirkungen haben, da sie lediglich zu Verzögerungen von Handelsströmen und Transaktionen führen werden“.
BASF-Chef Kurt Bock mahnte, wer Boykott-Maßnahmen gegen Russland beschließe, müsse die Kosten und den Nutzen eines solchen Beschlusses abwägen und die Frage stellen, wer am meisten leide. Man müsse auch wissen, „wie man von Sanktionen wieder herunterkommt“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch). Er bezweifle zudem, dass ein Boykott zu einem Wandel in der Politik von Präsident Putin führe.
Der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Rainer Lindner, sagte „Handelsblatt Online“: „Die deutsche Wirtschaft befürchtet jetzt rasche Sanktionen gegenüber Russland und im Ergebnis der Auseinandersetzungen erhebliche wirtschaftliche Folgeschäden in der östlichen Ukraine.“ Die Kosten möglicher Sanktionen ließen sich derzeit nicht beziffern. Aber schon jetzt litten die deutschen Unternehmen unter der angespannten Lage.
Unterdessen klagen bayerische Firmen als Folge der Krim-Krise über erste Zoll- und Visa-Probleme. Mehrere oberbayerische Exportunternehmen, die Waren an Kunden auf der Krim liefern wollten, hätten um Unterstützung gebeten, berichtete der Hauptgeschäftsführer der IHK München und Oberbayern, Peter Driessen, am Mittwoch. „Derzeit ist nicht klar, ob die Ware an die Ukraine oder an Russland adressiert werden muss. Das ist auch entscheidend für die Frage, welche Zollpapiere mitgeschickt werden müssen.“