Wie Falschparker das Leben ihrer Nachbarn gefährden

In Eller bleibt die Feuerwehr bei Einsätzen immer wieder stecken. Das kann im Notfall Menschenleben kosten.

Bereits an der Torgauer Straße in Eller kam das Löschfahrzeug bei der Übungsfahrt durch das Wohngebiet nicht mehr weiter. Der Pkw stand nach Angaben des Ordnungsamtes nicht einmal im Halteverbot.

Foto: Dieter Sieckmeyer

„Machen Sie keine Gefangenen. Weg damit“, so der drastische Kommentar eines Anwohners der Gleiwitzer Straße, als der Einsatzwagen der Feuerwehr keine Chance hat, in die Seitenstraße einzubiegen. Zum Glück war das Manöver in Eller am Mittwochabend nur eine Übung. Aber trotzdem leider ganz nah an der Realität. Denn immer wieder wird die Feuerwehr bei ihren Einsätzen durch Falschparker behindert. „Im Notfall geht es um jede Minute. Das kann Menschenleben kosten“, erklärt Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen.

 Erst in der vergangenen Woche war es wieder zu zwei brenzligen Situationen gekommen.  Am Mannesmannufer waren mehrere Menschen in einem Aufzug stecken geblieben. Schon an der Kreuzung Berger Alle/ Thomasstraße kamen die Einsatzkräfte nicht mehr weiter, weil sie durch parkende Fahrzeuge behindert wurden. 300 Meter mussten die Feuerwehrleute dann samt Material zu Fuß zurücklegen.

Oft müssen die Einsatzkräfte
die letzten Meter laufen

Nur einen Tag später kam es dann in Bilk zum nächsten Zwischenfall. An der Henriettenstraße versperrten gleich zwei Falschparker den Weg. Die letzten Meter zum Einsatzort mussten die Feuerwehrleute laufen.  „Das funktioniert aber nicht immer. Wenn wir die Drehleiter einsetzen, muss die direkt vor dem Haus stehen“, macht Schülpen deutlich. Teilweise werden sogar Hydranten, die dringend für die Wasserversorgung benötigt werden, von Falschparkern zugestellt.

Bereits seit vielen Jahren appelliert die Feuerwehr an Autofahrer, die Kreuzungen nicht zuzustellen. Aber schon an der ersten Station der Übungsfahrt in Eller kommt das Löschfahrzeug nicht mehr weiter. An der Torgauer Straße steht ein Kleinwagen so ungünstig, dass das Einsatzfahrzeug die Kurve nicht kriegt. „Und der steht  noch nicht einmal verboten“, stellte Rainer Haupt vom Ordnungsamt fest. Darum bleibt dem Pkw-Besitzer ein Knöllchen auch erspart, obwohl er seinen Wagen deutlich näher am Bordstein hätte abstellen können.

Nicht so bei einem anderen Pkw, der an Gleiwitzer Straße steht und die fünf Meter Abstand zur nächsten Kreuzung nicht eingehalten hat. Dem verpasst Andrea Hübler einen Strafzettel. Und auch Thomas Großheinrich vom Amt für  Verkehrsmanagement hat ein Auge auf die Kreuzung geworfen. Denn an Problemstellen werden Halteverbotszonen eingerichtet: „Mich wundert es, dass sich die Awista noch nie gemeldet hat. Denn die müsste hier auch Probleme haben.“

Die meisten Autofahrer kommen mit einem blauen Auge davon. „Die Verwarngelder liegen zwischen zehn und 35 Euro. Das ist viel zu wenig“, kritisiert Rainer Haupt. Teurer wird es erst, wenn Fahrzeuge so behindernd stehen, dass der Abschleppwagen gerufen werden muss. Bei der Übung in Eller kann das Löschfahrzeug nach langem Rangieren seine Fahrt fortsetzen.

Im vergangenen Jahr hat die städtische Verkehrsüberwachung für zugeparkte Feuerwehrbewegungszonen und -zufahrten 2601 Verwarnbungsgelder verhängt. Das waren etwas weniger als im Jahr zuvor. In der ersten Jahreshälfte 2019 waren es bereits 1234.  In 132 Fällen wurden Abschleppwagen gerufen.

Auf die Autofahrer können übrigens auch noch ganz andere Folgen zukommen. Wenn jemand durch die Falschparker zu Schaden kommt, können sie auch juristisch zur Rechenschaft gezogen werden. Das kann teuer werden. Für Schäden an Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr müssen sie zukünftig mit einer Kostenbeteiligung von 25 Prozent rechnen.