Böckler-Stiftung 2016 wurde wieder weniger gestreikt

Düsseldorf/Frankfurt (dpa) - Nach dem Super-Streikjahr 2015 ist die Intensität der Arbeitskämpfe in Deutschland 2016 deutlich zurückgegangen.

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Streikbedingt seien 462 000 Arbeitstage ausgefallen, berichtete das WSI-Tarifarchiv der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.

Das liege knapp unter dem Durchschnittswert für die Jahre 2011 bis 2014, erläuterte der WSI-Experte Heiner Dribbusch. 2015 waren hingegen rund 2 Millionen Arbeitstage ausgefallen, als Paketboten und Erzieher in Dauerkonflikte um ihre Arbeitsbedingungen verwickelt waren. Ähnlich harte Streikauswirkungen waren zuvor im Jahr 1992 registriert worden.

Im Vergleich zu 2015 nahezu gleich geblieben ist im vergangenen Jahr hingegen die Anzahl der Streikteilnehmer mit knapp 1,1 Millionen. Hier stellte allein die IG Metall rund 800 000 Beschäftigte, die an den meist kurzen Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie teilnahmen. 200 000 Menschen beteiligten sich an den Verdi-Warnstreiks im Öffentlichen Dienst.

Im internationalen Langzeitvergleich wird in Deutschland weiterhin vergleichsweise wenig gestreikt. Mit durchschnittlich 20 jährlichen Ausfalltagen pro 1000 Beschäftigten sei man weit von Frankreich (123), Dänemark (122) oder Kanada (79) entfernt. Weniger gestreikt wird aber in Schweden (5 Tage), Österreich und der Schweiz (je 2).

Insgesamt haben die Tarifexperten im vergangenen Jahr in Deutschland rund 200 Arbeitskämpfe gezählt, von denen sich drei Viertel auf Haustarifverträge in Einzelfirmen bezogen. Besonders lange sei mit elf Wochen bei den Ameos-Kliniken in Niedersachsen gestreikt worden, um die Übernahme des Abschlusses aus dem Öffentlichen Dienst zu erzwingen. Erfolglos blieben auch im vierten Jahr die Verdi-Bemühungen um einen Tarifvertrag beim Internet-Versender Amazon.