Flughafen Berlin 2020 soll das Chaos am BER ein Ende haben

Engelbert Lütke Daldrup ist der vierte Manager, der sich am neuen Berliner Airport versucht. Noch zeigt er sich zuversichtlich.

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Schönefeld. Berlins Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup holt ein wenig aus, um seinen Namen zu erklären: Als vor Generationen im Münsterland der Bauernhof Daldrup unter Erben geteilt wurde, zu ungleichen Teilen, da wurden daraus der Große Daldrup und der Lütke Daldrup — „lütke“ für „klein“. Man nannte auch die Bauernfamilien so. Flughafenchef Lütke Daldrup schließt mit einem Lächeln: „Inzwischen ist der Lütke Daldrup der Größere.“

Seit einem Jahr arbeitet der 61-Jährige daran, am vermaledeiten neuen Hauptstadtflughafen „der Größere“ zu werden. Größer als seine Vorgänger Schwarz und Mühlenfeld und Mehdorn. Sie alle scheiterten daran, den vermurksten Bau zu ihren Amtszeiten ans Netz zu bringen. Der Neue sagt: „Wir haben uns dieses Mal vorgenommen, den Termin auch wirklich einzuhalten.“

Doch man ist skeptisch geworden. Es sei zu früh, den Flughafen-Chef als Bauherr zu beurteilen, meint etwa Axel Vogel (Grüne), der über den Sonderausschuss des Brandenburger Landtags das Projekt prüft. Der ansonsten zufriedene Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider sagt: „Er hat es am Anfang unterschätzt, wie viele andere auch.“

Schließlich hatte Lütke Daldrup erstmal daran festgehalten, 2018 die ersten Passagiere im Neubau einchecken zu lassen. Heute sagt er: „Das größte Schockerlebnis war, dass ich dachte, mit einem Dreijahresvertrag kommst du bequem zur Inbetriebnahme.“ Ein Irrtum und keine leichte Erfahrung für den ehrgeizigen Ingenieur, wie er selbst bekennt.

„Aber er war Manns genug, das auch zu korrigieren“, gesteht Bretschneider zu. Lütke Daldrup verschob die Eröffnung um ganze zwei Jahre, auf Herbst 2020, obwohl der ursprüngliche Termin dann schon neun Jahre her sein wird. Damit hat sich der Ex-Staatssekretär erstmal Spielraum geschaffen am politisch umkämpften Projekt; nicht nur damit. Er holte Gefolgsleute nach Schönefeld, schickte die Berater von Roland Berger fort, baute die Flughafengesellschaft um — und beförderte so den Bauleiter Jörg Marks geräuschlos von der Terminal-Baustelle. Daran war der vorige Chef Karsten Mühlenfeld gescheitert und wurde geschasst.

Lütke Daldrup war Flughafenkoordinator im Roten Rathaus, machte die Detailarbeit für den früheren Aufsichtsratschef, Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). Er hat gute Drähte in die Machtzentrale. Ihm hilft aber auch, dass keine Spitzenpolitiker mehr im Aufsichtsrat hocken, nur Staatssekretäre, und dafür mehr Manager.

„Drängelbert“ soll man Lütke Daldrup im Rathaus genannt haben, weil Geduld nicht seine Stärke sei. Am Flughafen machte er Schluss mit mancher Illusion, zum Beispiel damit, dass Berlin bald ein Luftdrehkreuz werde.

Nach der Air-Berlin-Pleite dürfte der BER mehr und mehr zum Billigflieger-Airport werden, mit jährlich insgesamt bis zu 55 Millionen Passagieren 2040, so die Prognose des Betreibers. Heute sind es in Tegel und Schönefeld 33 Millionen. Der gelernte Stadtplaner Lütke Daldrup ist oft kurz angebunden, aber ins Reden kommt er, wenn es darum geht, den Flughafen nach dem Start 2020 weiter auszubauen, samt Büro- und Gewerbepark.

„Wir haben die Aufgabe, einen neuen Stadtteil zu bauen“, schwärmt der frühere Leipziger Stadtbaurat bei der Präsentation. Eine Aufgabe für eine ganze Generation, tausende Arbeitsplätze, vielleicht autonom fahrende Busse, ein weiterer Bahn-Anschluss, und so weiter. „Ich hätte auch 150 Folien zeigen können, aber ich wollte sie nicht überfordern.“ Das milliardenschwere Ausbaukonzept steht.