Abhörskandal: Murdoch in Großbritannien auf dem Rückzug
New York (dpa) - Medienmogul Rupert Murdoch erwägt einem Medienbericht zufolge einen Verkauf seiner britischen Zeitungen, um weiteren Schaden aus dem Abhörskandal von seinem Imperium abzuwenden.
Nach Informationen des „Wall Street Journal“ (Mittwochausgabe) kursieren derzeit Verkaufsüberlegungen in der Zentrale von Murdochs News Corp. Das Wirtschaftsblatt berichtete unter Berufung auf eingeweihte Personen, dass das Management bereits vorgefühlt habe, ob es Interessenten gebe.
Das „Wall Street Journal“, das selbst zum Murdoch-Imperium gehört, schränkte allerdings gleich wieder ein, dass die Suche erfolglos verlaufen sei. Die wirtschaftliche Lage in der Zeitungsbranche sei einfach zu schlecht, als dass jemand habe zugreifen wollen. In sechs Monaten könnte die Idee aber erneut auf den Tisch kommen. Zur News Corp. gehören in Großbritannien das auflagenstarke Boulevardblatt „Sun“ sowie „The Times“ und „The Sunday Times“.
Bis vor kurzem war auch noch das Revolverblatt „News of the World“ ein Teil des Murdoch-Imperiums, doch der Altmeister machte die Sonntagszeitung kurzerhand dicht, als immer neue Details über Handy-Abhöraktionen von Reportern herauskamen. Damit wollte Murdoch den Skandal eindämmen und die Politik gnädig stimmen. Die Wettbewerbshüter müssen darüber entscheiden, ob sie Murdoch die Komplettübernahme des britischen Fernsehkonzerns BSkyB erlauben. Auf der Insel herrscht die Sorge, dass der 80-Jährige einen zu starken Einfluss auf die öffentliche Meinung erhält. Laut BBC zieht Murdoch sein Gebot für BSkyB zurück.
Mit dem Verkauf seiner britischen Zeitungen könnte Murdoch diese Sorgen zu zerstreuen versuchen. Allerdings schlägt sein Herz für das gedruckte Wort. Murdoch hat mit seinen Zeitungen in Australien und Großbritannien den Grundstein für sein 40 Milliarden Dollar wertvolles Imperium gelegt, zu dem heute unter anderem das Filmstudio 20th Century Fox, die US-Fernsehsenderkette Fox sowie Buchverlage gehören. Hierzulande kontrolliert Murdoch den in einer Dauerkrise steckenden Bezahlsender Sky Deutschland (ehemals Premiere).