Abschalten — und abwarten
Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte sich zu Beginn der Dieselaffäre bei VW weit aus dem Fenster gelehnt. Bei Daimler werde nicht betrogen, sagte er 2015: „Ein Defeat Device, sprich eine Funktion, die die Wirksamkeit der Abgasnachbehandlung unzulässig einschränkt, kommt bei Mercedes-Benz nicht zum Einsatz.“
Knapp drei Jahre später sieht die Sachen anders aus: 774 000 Diesel-Fahrzeuge muss Daimler auf Anordnung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen zurückrufen. Ein Desaster für die Marke mit dem Stern. Bei der Dieseltechnik offenbar doch betrogen, bei der Aufarbeitung der Affäre versagt — Dieter Zetsche dürfte vor den Scherben seiner bisher erfolgreichen Karriere stehen.
Ausgerechnet gestern wurde auch bekannt, dass die Staatsanwaltschaft nun gegen Audi-Chef Rupert Stadler wegen Betruges mit manipulierter Software ermittelt. Das ist jener Vorstandschef, der sich bisher hinter der Aussage versteckt hat, er habe nichts gewusst von den Manipulationen und der von „Arbeitsfehlern in Fachabteilungen“ sprach.
Der Betrug beim Diesel ist ein Skandal. Der Umgang vieler Top-Manager damit ein weitaus größerer. Zugegeben wird nur, was nicht mehr geleugnet werden kann. Ein Umdenken, wenigstens ein bisschen Demut — Fehlanzeige.