Annulierungen und Verspätungen Schlechte Aussichten für Flugreisende im Sommer

Frankfurt/Main (dpa) - Flugpassagiere brauchen in diesem Reisesommer voraussichtlich besonders viel Geduld. Die Airlines haben zwar auf breiter Front ihre Angebote ausgebaut, es häufen sich aber auch Annullierungen und starke Verspätungen.

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Neben Fluglotsen-Streiks und ungünstigem Wetter tragen dazu auch die mangelhafte Infrastruktur und Organisationsprobleme bei den Gesellschaften bei, meinen Experten.

Bis einschließlich zum 7. Juni sind von und nach Deutschland bereits mehr als 13.000 Flüge ganz gestrichen worden und mehr als 3200 über drei Stunden zu spät ans Ziel gekommen, wie das Passagierrechtsportal EUclaim aus seiner Datenbank berichtet. Im Vorjahreszeitraum waren es nur gut 8400 Annullierungen und gut 2000 Verspätungen.

Tuifly-Geschäftsführer Roland Keppler warnte in der „Rheinischen Post“ bereits vor weiteren Problemen: „Wenn das mit den Streiks weitergeht, müssen sich die Passagiere auf einen heißen Sommer mit vielen Verspätungen einstellen.“ Er fordert eine einheitliche Kontrolle des Luftverkehrs in Europa, um bei Ausständen oder Unwettern Flüge besser umleiten zu können.

„Die Flugpläne sind immer mehr auf Kante genäht“, sagt Gerald Wissel von der Hamburger Beratungsgesellschaft Airborne. Im Sommer schickten die Unternehmen alles in die Luft, was fliegt, um an der stark gestiegenen Nachfrage nach Flugreisen teilzuhaben. Reservemaschinen würden kaum noch vorgehalten, Mietjets seien ebenfalls äußerst knapp. Die gute Nachricht für die Verbraucher: „Wir sehen einen massiven Druck auf die Preise.“

Das Flugjahr 2018 in Europa ist bislang geprägt von heftigen Streiks insbesondere der französischen Beschäftigten, aber auch der Italiener und Griechen. Die Mitarbeiter der Air France brachten bereits ihren Chef Jean-Marc Janaillac zum Rücktritt, die französischen Fluglotsen sorgten mit Streikwellen im März und Mai für tausende Ausfälle. Allein der Billigflieger Ryanair musste nach eigenen Angaben im Mai rund 1100 Flüge streichen, etwa 200 000 Passagiere waren betroffen. Weitere Arbeitsniederlegungen sind angekündigt.

Viele der touristischen Airlines sind nach der Air-Berlin-Pleite zudem im Umbau. Die Lufthansa-Tochter Eurowings muss ebenso Flugzeuge und -Crews integrieren wie der britische Konkurrent Easyjet. Die Ryanair-Beteiligung Laudamotion stammt ebenfalls aus dem Air-Berlin-Nachlass und legte zum Beginn des Sommerflugplans im Juni einen mehr als holprigen Start hin, nachdem die Organisation des Flugbetriebs von Thomas Cook auf Ryanair gewechselt war. EUclaim registrierte in fünf Tagen 163 Ausfälle und schwere Verspätungen bei den Österreichern.

„Wir sehen hier deutliche Wachstumsprobleme, die auch mit bürokratischen Hemmnissen zu tun haben“, erklärt Wissel. Die Flugzeuge müssen nämlich nicht nur umlackiert, sondern auch bei den Behörden umgemeldet werden - oft über Ländergrenzen hinweg.

„Flugzeuge bestehen nicht aus Metall, sondern aus Akten“, stöhnt dazu ein Lufthansa-Insider. Bei der besonders in der Kritik stehenden Lufthansa-Tochter Eurowings sieht Wissel zusätzliche Probleme durch die komplexe Struktur. Unter einem Dach sollen hier unterschiedliche Gesellschaften ein einheitliches Produkt anbieten.

Und alle fliegen nach Mallorca. Nach einer Analyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) waren bereits im März für Juli 3400 Flüge aus Deutschland auf die Balearen-Hauptinsel geplant, mehr als 100 pro Tag. In der Zwischenzeit sind weitere Verbindungen hinzu gekommen, beispielsweise von Laudamotion, so dass immer mehr Sitze leer bleiben könnten. Wegen des zwangsläufigen Preisverfalls dürfte das Überangebot nicht von Dauer sein, schätzt eine Touristikerin. Im kommenden Jahr sei es damit wohl vorbei.

Dass die zusätzlichen Flüge aus Deutschland und die mit ihnen kommenden Passagiere die Hotels auf der Insel überfordern, steht aber nach Einschätzung von Experten nicht zu befürchten. So setzt ein Teil der Mallorca-Reisenden ohnehin auf Privatunterkünfte. Nicht ohne Grund schiebt die Insel-Hauptstadt Palma de Mallorca der Vermietung von Privatunterkünften an Touristen etwa über das Portal Airbnb einen Riegel vor - weil durch dieses Geschäft die Mieten für Einheimische stark gestiegen sein sollen.