Auch Verspätungen nehmen zu Flughafen Düsseldorf: Eurowings streicht Hunderte Flüge - auch kurzfristig
Allein in diesem Jahr sind über 800 Flüge der Lufthansa-Tochter am Düsseldorfer Flughafen gestrichen worden. Besonders ärgerlich ist das für Reisende - die per SMS über Ausfälle informiert werden.
Düsseldorf. Den Ausklang ihres Familienausflugs hatte sich Sabine Schmitz (richtiger Name ist der Redaktion bekannt) wahrlich anders vorgestellt. Nachdem die Wuppertalerin ein paar Tage bei Freunden in Hamburg verbracht hatte, sollte es mit der Familie mit dem Flugzeug zurück nach Düsseldorf gehen. Doch daraus wurde nichts. Am Vorabend ihres Flugs, der für den 27. Mai terminiert war, erhielt Schmitz kurzfristig eine SMS ihres Anbieters Eurowings, in dem die Fluglinie die Annullierung des Flugs bekanntgab. Die Nachricht enthielt zudem eine Hotline, unter der sich die Kunden über alternative Transportmöglichkeiten informieren könnten. Theoretisch.
„Dort war entweder ständig besetzt, oder man landete in einer Warteschleife“, erinnert sie sich entnervt. Schließlich habe Eurowings der Familie einen Flug nach Frankfurt angeboten, damit sie die weitere Reise zum Flughafen Düsseldorf, wo ihr Auto geparkt war, mit der Bahn bestreiten könne. Was für die Wuppertaler ebenfalls keine Alternative war. „Das war uns zu unsicher. Wir haben ein schulpflichtiges Kind, das am nächsten Tag in die Schule musste. Dann haben wir uns kurzerhand ein Auto gemietet und sind mit dem Leihwagen zurück nach Düsseldorf gefahren.“
Schmitz’ Erfahrung mit der Lufthansa-Tochter ist kein Einzelfall, wie aktuelle Zahlen des Flugrechteportals EU Claim zeigen: Demnach sind vom 1. Januar bis zum 10. Juni 802 Eurowings-Flüge von oder nach Düsseldorf gestrichen worden. Im Vorjahr 2016 waren es im gleichen Zeitraum gerade mal 94 stornierte Flüge.
Kaum rühmlicher ist die Entwicklung bei den Verspätungen: Im genannten Zeitraum starteten oder landeten in Düsseldorf 139 Flüge mit über drei Stunden Verzögerung. Tendenz steigend. Auch hat Eurowings am Düsseldorfer Airport im Vergleich mit anderen Flughäfen in ganz Deutschland mit 378 die meisten Annullierungen bei den Abflügen zu verzeichnen.
Auf die Zahlen angesprochen, bemüht sich Eurowings-Sprecher Matthias Eberle um Schadensbegrenzung: „Wir bedauern natürlich außerordentlich die entstandenen Unannehmlichkeiten für unsere Kunden. Allerdings gibt es einige äußere Störfaktoren wie etwa die massenhaften Streiks der Fluglotsen in Frankreich und die außergewöhnlichen Wetterkapriolen in letzter Zeit, auf die wir als Fluglinie schlichtweg keinen Einfluss haben. Die Probleme betreffen aber nicht nur uns, sondern machen der gesamten Branche zu schaffen.“
Nur, dass sie Düsseldorf zurzeit eben besonders zu spüren bekommt, wo Eurowings mit über 50 Prozent Marktanteil vertreten ist. Hier bemüht sich die Billigflug-Linie nach Kräften, die gewaltige Lücke nach der Pleite des einstigen starken Konkurrenten Air Berlin zu schließen. Eine Mammutaufgabe, wie Eberle, freimütig zugibt: „Man darf nicht vergessen, dass wir da gewaltige organisatorische Herausforderungen zu schultern haben. Wenn Sie ein Flugzeug von einem Flugbetrieb in den anderen transferieren möchten, haben Sie rund 600 Kartons mit Dokumenten über technische Daten zu bewältigen.“
Die Arbeitsniederlegungen der Fluglotsen machen Eurowings derweil als Hauptursache für die Ärgernisse aus — „50 Prozent der Flugstreichungen und Annullierungen gehen auf das Konto der eingeschränkten Flugsicherungsmaßnahmen“, sagt Eberle. „Wenn beispielsweise der französische Luftraum stundenlang dichtgemacht wird, hat das Auswirkungen auf das gesamte System.“ Auch innerdeutsche Flüge seien dann betroffen, da die Ausfälle den gesamten Flugplan durcheinanderbrächten. „Ryanair hat aus diesem Grund schon die EU-Kommission angerufen. Und auch wir stimmen uns derzeit noch über Maßnahmen ab, wie mit den streikbedingten Problemen umzugehen ist“, erläutert der Eurowings-Sprecher.
In die Kategorie höhere Gewalt fallen laut Eurowings auch die „außerordentlich schweren Gewitter sowie Blitz- und Hagelschäden“, die den Flugbetrieb zuletzt stark eingeschränkt hätten. Seit Anfang des Jahres bis Ende Mai hatte das Unternehmen bundesweit drei Blitzeinschläge in am Boden stehende Flugzeuge zu beklagen, berichtete auch Eurowings-Chef Thorsten Dirks kürzlich bei einer Pressekonferenz in Frankfurt. „Die fallen dann erstmal für zwölf bis 16 Stunden aus, weil sie gecheckt werden müssen.“ Die Zahl der Reservemaschinen, um die Ausfälle zu kompensieren, sei außerdem begrenzt.
Ein wirtschaftlich schmerzhaftes Unterfangen für das Unternehmen, denn „nichts ist für eine Fluglinie teurer als ein Flugzeug, das am Boden steht“, ergänzt Eberle. Immerhin sei Eurowings 98 Prozent seines Flugplans in diesem Jahr bislang sauber geflogen.
Verständnis für die Turbulenzen bringt Thomas Kötter, Sprecher des Düsseldorfer Flughafens, für Eurowings auf: „Uns ist bewusst, in welchem Ausmaß Eurowings sich bemüht, in Düsseldorf eine zuverlässige Operation auf die Beine zustellen. Gegen Gewitter und Luftraumsperrungen kann niemand etwas ausrichten — da trifft die Fluglinie keine Schuld.“ Auch sei die Situation in Düsseldorf bislang nicht dramatisch. „Es ist nicht so, dass wir hier massenweise gestrandete Fluggäste hätten, die ihre Feldbetten aufschlagen. Der Flugbetrieb läuft noch relativ reibungslos.“
Ein Ende der europaweiten Fluglotsen-Streiks ist zurzeit nicht abzusehen.