ADAC-Präsident Meyer tritt im Zorn zurück
Der ADAC-Präsident lastet den Skandal den Angestellten des Vereins an.
München. Ein neuer Tiefpunkt in der 111-jährigen Geschichte des ADAC: Weil er nicht freiwillig gehen wollte, leitete das ADAC-Präsidium ein Suspendierungsverfahren gegen Präsident Peter Meyer ein. Dass dieser dem Rauswurf mit dem Rücktritt zuvorkam, ändert nichts an dem erneut verheerenden Eindruck: Der alte Präsident und seine Weggefährten verabschiedeten sich mit bösen Worten voneinander. Dazu kommen neue Manipulationsenthüllungen. Eigentlich hatte der ADAC am Montag einen Schritt zur Aufarbeitung seines Manipulationsskandals machen wollen. Denn da kamen die Prüfer von Deloitte, um ihre ersten Ergebnisse zur Untersuchung der manipulierten Leserwahl des „Gelben Engel“ vorzustellen.
Mit dieser Transparenz bei der Aufarbeitung des Skandals sowie den angekündigten tiefgreifenden Reformen wollte Meyer seinen eigenen Kopf retten — denn obwohl er seit 2001 Club-Präsident war, schob der 64-Jährige alle Verantwortung für die Manipulationen auf andere.
Es ist nicht klar, was am Wochenende in der ADAC-Spitze im Detail passiert ist. Aber offenbar haben sich Meyers sieben Präsidiumskollegen und die 18 Verwaltungsräte zum Sturz der langjährigen Überfigur verabredet. Am Montag leiteten sie das Suspendierungsverfahren ein. Als dieses bekannt wurde, hatte Meyer bereits seinen Rücktritt erklärt.
Das Suspendierungsverfahren begründete die ADAC-Spitze mit der „aktuellen Vertrauenskrise des ADAC“ sowie der „erschütternden Ergebnisse der aktuellen Krisenaufarbeitung“. Diese belegt auch der Deloitte-Bericht. Demnach wurde beim Autopreis „Gelber Engel“ nicht nur die Stimmenzahl gefälscht, sondern auch die Rangfolge. Und außerdem gebe es „eindeutige Hinweise“, dass außer der diesjährigen Leserwahl des Autopreises auch die Wahlen der Vorjahre manipuliert wurden.
Der gefeuerte Kommunikationschef Michael Ramstetter setzte sich demnach am Vormittag der Ergebnisbekanntgabe in seinem Büro an den Computer, simulierte die Stimmenzahlen und auch die Zuordnung der Stimmen. Dass Präsident Meyer etwas von diesem dreisten Vorgehen wusste, wird beim ADAC mit keinem Wort behauptet.
Meyer trat ohne Reue zurück. Im Gegenteil, der ehrenamtliche Funktionär lastete den Skandal den vom Verein angestellten hauptamtlichen Kräften an. Gleichzeitig klagte er über „Angriffe und Diffamierungen“, die auch seine Familie belasteten. Dieser Rücktritt im Zorn deutet darauf hin, dass auch mit dem Abgang des Präsidenten noch kein finaler Schritt in der Affäre vollzogen ist. Im Mai soll der Club einen neuen Präsidenten bekommen. Wer auch immer das wird — er tritt ein sehr schweres Erbe an.