Air Berlin hofft nach rabenschwarzem Jahr auf Aufwind
Berlin (dpa) - Die Fluggesellschaft Air Berlin will nach dem größten Verlust ihrer Geschichte wieder an Höhe gewinnen.
Dabei setzt die deutsche Nummer zwei vor allem auf den Beitritt zum Airline-Bündnis Oneworld, die Partnerschaft mit der arabischen Fluggesellschaft Etihad und das laufende Sparprogramm. Darüber wacht auch im nächsten Jahr der eigentlich als Übergangschef gestartete Hartmut Mehdorn.
„Das Jahr 2011 war für uns rabenschwarz“, sagte Mehdorn am Freitag bei der Vorlage der Bilanz in Berlin. Air Berlin rutschte im vierten Verlustjahr in Folge noch tiefer ins Minus und verdreifachte das Defizit auf die Rekordsumme von 272 Millionen Euro. Das Unternehmen machte dafür vor allem den gestiegenen Kerosinpreis und die Anfang 20 11 eingeführte Luftverkehrssteuer verantwortlich. Diese beiden Posten hätten das Unternehmen mit Mehrkosten von 395 Millionen Euro belastet.
„Die Arbeitsdaten aus dem täglichen Leben der Fluggesellschaft sind allesamt besser geworden“, sagte Mehdorn und verwies auf die höheren Zahlen für Umsatz, Passagiere und Auslastung. „Das heißt: Air Berlin ist lebendig.“ Die Talsohle sei durchschritten, hob er hervor. Für 2012 strebe er ein ausgeglichenes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) an. Es lag 2011 bei minus 247 Millionen Euro nach minus 9 Millionen im Vorjahr.
Die Bilanz 2011 weist einen Umsatz von 4,23 Milliarden Euro aus, nach 3,72 Milliarden im Jahr zuvor. Die Zahl der Fluggäste stieg um 1,2 Prozent auf 35,3 Millionen. Ein Steuerertrag von 87 Millionen Euro schlug positiv zu Buche. Unterm Strich ergaben sich 272 Millionen Euro Nettoverlust nach 97 Millionen Euro Verlust im Jahr 2010.
Der deutsche Marktführer Lufthansa hatte am Donnerstag für 2011 unter dem Strich einen Verlust von 13 Millionen Euro bekanntgegeben, bei einem Umsatz von 28,7 Milliarden Euro.
Air Berlin hob hervor, das Spar- und Effizienzprogramm „Shape & Size“ wirke bereits im laufenden ersten Quartal: Trotz 35 Millionen Euro Mehrausgaben für Flugbenzin werde man ein besseres Ergebnis als im Vorjahresquartal erzielen. Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer sagte, das Programm werde seine volle Wirkung im zweiten Halbjahr entfalten und das operative Ergebnis 2012 um 200 Millionen Euro verbessern.
Derzeit ist nicht geplant, Personal abzubauen. „Wir glauben, dass wir durch mehr Geschäft eher mehr Mitarbeiter brauchen als weniger“, sagte Mehdorn der Nachrichtenagentur dpa. Höhere Ticketpreise seien in nächster Zeit nicht geplant. Höhere Treibstoffpreise müssten mit der Zeit aber an die Kunden weitergegeben werden.
Das Sparprogramm werde auch 2013 weitergehen, sagte Mehdorn, und der vor einem halben Jahr als Übergangschef gestartete 69-Jährige stellte auch klar, wer den Sparkurs vorantreiben werde: Er selbst. Angesichts eines weiteren schwierigen Jahres habe der Aufsichtsrat ihn gebeten, noch länger am Ruder zu bleiben.
Air Berlin suche weiter einen neuen Chef, aber: „Der richtige CEO sitzt nicht irgendwo auf der Parkbank.“ Finde sich ein geeigneter Kandidat, könne er auch früher abtreten, sagte Mehdorn. Er war im September an der Unternehmensspitze Joachim Hunold gefolgt. Zuvor hatte er sich schon als Bahnchef einen Namen als Sanierer gemacht.
Aufwind verspricht sich das Management auch von der Zusammenarbeit mit der arabischen Airline Etihad und dem am kommenden Dienstag geplanten Beitritt zum Luftfahrtbündnis Oneworld. „Wir sind damit in die Weltliga der Airlines aufgestiegen“, sagte Mehdorn. „Wir sind so ohne weiteres nicht abschaffbar.“
Der Unternehmenschef verteidigte die Abfindung für seinen vor einem halben Jahr zurückgetretenen Vorgänger Joachim Hunold. Nach 20 Jahren an der Spitze der Airline bekommt Hunold laut Geschäftsbericht eine Abfindung von rund 4,1 Millionen Euro. Außerdem erhöhte Air Berlin die Pensionsansprüche des 62-Jährigen im vergangenen Jahr um 204 000 Euro auf nun 438 000 Euro jährlich. Mehdorn sagte: „Hunold hat die Firma von zwei Flugzeugen auf 4,5 Milliarden Euro Umsatz und 9000 Mitarbeiter hochgebracht - das ist einzigartig in Europa.“