Airbus-Chef rechnet mit starkem Wachstum in China
Peking (dpa) - Trotz einer sich abschwächenden Wirtschaft rechnet Airbus-Chef Fabrice Brégier mit einer guten Geschäftsentwicklung in China.
„Die Wirtschaft wächst langsamer, aber das stimmt nicht für unseren Markt“, sagte der Manager am Dienstag bei einer Zeremonie für ein neues Auslieferungszentrum in der ostchinesischen Stadt Tianjin. Laut Brégier wächst der Luftverkehr in der Volksrepublik „extrem schnell“, weil sich viele Chinesen mehr Flugreisen leisten können. Gelockerte Visa-Bestimmungen hätten zudem zu einem Anstieg von Auslandsreisen geführt.
Auch Eric Chen, China-Chef von Airbus, äußerte sich zuversichtlich. Mit Zuwächsen von voraussichtlich zehn Prozent jährlich werde der Flugzeugmarkt in China deutlich schneller als die chinesische Wirtschaft zulegen. Getrieben von einer großen Nachfrage chinesischer Fluggesellschaften sollen demnach in fünf Jahren 2000 Maschinen von Airbus in China in Betrieb sein - rund 750 mehr als derzeit.
Airbus verzeichnete bereits in den vergangenen Jahren eine steigende Zahl von Großaufträgen chinesischer Airlines. Erst im Oktober, beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Peking, bestellten die Chinesen 130 neue Flieger der Typen A320 und A330 für 15,5 Milliarden Euro. Bereits im Sommer hatte Airbus 45 Maschinen der Reihe A330 nach China verkauft. Beide Seiten vereinbarten damals auch den Bau des neuen Auslieferungszentrums in Tianjin.
In dem Werk sollen Flugzeuge des Typs A330 lackiert und mit Kabinenteilen ausgerüstet werden. Ab Ende 2017 will das Unternehmen von dort aus zunächst 24 Maschinen jährlich an die Kunden ausliefern.
Airbus betreibt in Tianjin schon seit 2008 eine Montage für Flugzeuge der A320-Familie. Der Flugzeugbauer erwartet, dass in den nächsten 20 Jahren 5400 neue Passagier- und Transportmaschinen in China benötigt werden. Bis 2034 werde das Land mit 1,7 Milliarden Passagieren pro Jahr die USA als größten Luftfahrmarkt der Welt überholen.
Doch auch andere wollen ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Als Chinas Präsident Xi Jinping im vergangenen Jahr in die USA reiste, bestellten die Chinesen auf einen Schlag 300 Maschinen beim Airbus-Konkurrenten Boeing. Der US-Konzern kündigte damals ebenfalls an, sein erstes Werk in China eröffnen zu wollen.
Dass Peking die Hersteller dazu drängt, in der Volksrepublik selbst zu produzieren, kommt auch dem Aufbau der eigenen Luftfahrtindustrie zugute. Heimische Firmen können so schnell von Marktführern lernen.
In Shanghai ist im November mit der C919 des staatlichen Herstellers Comac der erster Mittelstreckenflieger aus rein chinesischer Produktion fertig geworden. Das Flugzeug soll in diesem Jahr zum ersten Testflug starten und in drei Jahren in den kommerziellen Betrieb gehen. Auch wenn Comac noch weit zurückliegt, mahnen Experten Airbus und Boeing, sich vor der chinesischen Konkurrenz in Acht zu nehmen. Schließlich bestimme in China der Staat, von welchem Flugzeugbauer die Staatsairlines künftig kaufen.