VW-Chef Müller beklagt „unfaire“ Medien
Genf (dpa) - Volkswagen-Chef Matthias Müller fühlt sich nach seinem verunglückten Radio-Interview in den USA „unfair“ behandelt. Er räumte vor dem Start des Genfer Autosalons ein, das Interview sei „höchstunglücklich“ gewesen.
Mit der öffentlichen Nachbetrachtung war er aber nicht einverstanden. „Detroit war ein Stück weit unfair“, sagte er am Montagabend in Genf. Bei der dortigen Messe stürmte am Dienstag ein Aktivist während der VW-Pressekonferenz auf die Bühne.
Bei seiner USA-Reise hatte Müller Mitte Januar in dem Gespräch mit dem US-Sender NPR den Abgas-Skandal als ein „technisches Problem“ dargestellt. Auf die Frage, ob es dabei nicht vor allem um eine moralische Verfehlung gehe, zeigte sich Müller irritiert. Der Konzern habe auch nicht gelogen. Nachträglich mühte sich VW um eine erneute Aufzeichnung des Interviews. Müller hatte für seine Aussagen herbe Kritik einstecken müssen. Es hieß, seine Aussagen stünden im Widerspruch zum Schuldeingeständnis des Konzerns.
Den VW-Chef stört nun, dass durch das Interview seine gesamte US-Reise öffentlich als Misserfolg wahrgenommen worden sei. „Die Reise war richtig erfolgreich“, meint Müller stattdessen. Er habe mit Vertretern von US-Behörden konstruktive Gespräche geführt.
Dennoch gibt sich Müller auch selbstkritisch: „Das war ein Fehler von mir“, gestand er ein. „Wir hätten es vermeiden können.“ Dennoch: „Wie es dargestellt worden ist, das war nicht fair“, sagte Müller mit Blick auf die Berichterstattung nach dem Interview mit dem Radio-Journalisten: „Der hat mich sicherlich auf dem linken Fuß erwischt.“ Müller sprach von einem „Missverständnis“.
Die Aussage des Radioreporters sei gewesen, VW sei kriminell. Da habe er sich vor seine Mitarbeiter stellen wollen, sagte Müller. Er habe vorher in seiner Rede in Detroit auch klargestellt, dass VW einen großen Fehler begangen habe. Damals sagte Müller auf der Bühne zum Beispiel: „Es sind nicht nur unsere Autos, die wir reparieren müssen - es ist auch unsere Glaubwürdigkeit.“
Am Donnerstag soll es ein weiteres Treffen zwischen VW-Offiziellen und US-Behördenvertretern in den USA geben. Der VW-Konzern verhandelt mit US-Umweltbehörden über eine Lösung für die rund 580 000 Diesel in den USA, die mit einer verbotenen Software ausgestattet sind, um Abgaswerte auf dem Prüfstand herunter zu regeln.
Unter den betroffenen Autos sind auch Wagen der Konzerntöchter Audi und Porsche. VW und die US-Behörden wollen eine Lösung für alle Marken zusammen finden, erklärte Müller. Die Autos müssen so umgebaut werden, dass sie den strengen US-Vorschriften für den Stickoxidausstoß entsprechen. Es ist auch möglich, dass das nicht bei allen Wagen geht und VW deshalb Fahrzeuge zurückkaufen muss.
US-Bezirksrichter Charles Breyer hatte zuletzt darauf gedrungen, dass VW und die US-Behörden sich einigen müssten und dafür eine Frist bis zum 24. März gesetzt. Müller sieht hier nun vor allem die Amerikaner in der Pflicht: „Das muss er nicht uns sagen, dass muss er den Behörden sagen“, erklärte Müller. Breyer sei ein sehr vernünftiger Mann, der die Interessen der Beteiligten genau kenne.
Für Wirbel sorgte in Genf indes ein unbekannter Aktivist. Er störte die VW-Pressekonferenz auf dem Autosalon und protestierte gegen den Abgas-Betrug des Herstellers. Als VW-Vertriebschef Jürgen Stackmann am Dienstag gerade die neue Version des Kleinwagens VW-Up präsentierte, stürmte der Mann in einem schwarzen Overall auf die Bühne und versuchte symbolisch eine „Cheat Box“ (auf Deutsch etwa: Schummel-Box) an dem neuen Auto anzubringen. Dazu kroch er unter den Wagen. „Ok, vielen Dank“, kommentierte der überrascht wirkende Stackmann den Zwischenfall. „Ich hoffe, Sie genießen die Show“, sagte er zu dem Mann. Ein VW-Sprecher wollte die Aktion nicht kommentieren.
Zu allem Überfluss gabe es in Genf bei der VW-Tochter Audi ebenfalls ein Problem, als sich bei einer Präsentation ein Auto nicht bewegte.