Airbus erhält größten Auftrag der Luftfahrtgeschichte
Fort Worth/Seattle/Paris (dpa) - Airbus triumphiert wieder einmal über Boeing: Der europäische Flugzeugbauer hat sich den Löwenanteil am größten Auftrag der Luftfahrtgeschichte gesichert und damit seinen US-Erzrivalen auf die Plätze verwiesen.
Die Megabestellung kommt ausgerechnet von American Airlines - bislang einer der treuesten und wichtigsten Boeing-Kunden. American Airlines ordert 460 Kurz- und Mittelstreckenjets und sichert sich Optionen auf 465 weitere Maschinen, wie die Gesellschaft mitteilte. Einen Auftragswert nannte die Linie nicht, überschlägig kommt alleine die Festbestellung nach Listenpreisen auf 40 Milliarden Dollar (28 Mrd Euro). Bei derart großen Aufträgen sind aber satte Rabatte üblich.
Auf Airbus entfallen 260 der Festbestellungen und sogar 365 der möglichen weiteren Maschinen. „Das ist eine Weltpremiere - zum ersten Mal teilen sich Airbus und Boeing ein Podium und einen großen Auftrag“, sagte ein sichtlich gut gelaunter Airbus-Chef Tom Enders auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Spitzen von American Airlines und Boeing.
Bislang ist Boeing der Haus- und Hoflieferant der US-Fluglinien. „Kein einzelner Hersteller hätte unseren Bedarf an Fliegern für die Zukunft decken können“, begründete American-Airlines-Chef Gerard Arpey das Fremdgehen. Die Aktie des Airbus-Mutterkonzerns EADS stieg an der Frankfurter Börse um fast 4 Prozent.
Die Europäer haben American Airlines vor allem mit ihren neuen A320neo-Modellen überzeugt, mit denen Airbus bereits auf der Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget abgeräumt hatte. Die Flugzeuge sind eine Weiterentwicklung der weit verbreiteten A320-Modellfamilie und sollen dank neugestalteter Tragflächen und neuer Triebwerke 15 Prozent weniger Sprit verbrauchen, dabei in der Anschaffung aber nicht viel mehr kosten.
Die Flotte von American Airlines umfasst momentan mehr als 900 Maschinen, von denen viele in die Jahre gekommen sind. So fliegt die Gesellschaft noch die längst eingestellten Boeing MD-80, die im Schnitt 20 Jahre auf dem Buckel haben und nach Angaben von Linienchef Arpey 35 Prozent mehr Sprit als moderne Flieger verbrauchen - eine riesige Last bei den derzeit hohen Treibstoffpreisen.
Boeing musste American Airlines nun versprechen, auch die 737 über die Zeit mit neuen Triebwerken auszurüsten. Die Wurzeln der Maschine reichen bis in die 1960er Jahre zurück; zuletzt ist die 737 Mitte der 1990er Jahre grundlegend modernisiert worden.
Boeing hatte lange herumgedruckst, ob der Hersteller nun seinen wichtigsten Typ nochmals auf Vordermann bringen oder ein gänzlich neues Modell entwickeln will. Letzteres wäre teurer geworden und hätte länger gedauert. „Aus Gesprächen mit unseren Kunden wurde klar, sie wollen jetzt spritsparende Flugzeuge und sie wollen Sicherheit“, sagte der Chef der Verkehrsflugzeug-Sparte, Jim Albaugh.
Die ersten Flugzeuge sollen 2013 an American Airlines ausgeliefert werden - dann allerdings noch die bisherigen Airbus- und Boeing-Modelle mit den alten Triebwerken. Die sparsameren Nachfolger werden bei beiden Herstellern gerade erst entwickelt. Die letzten der festen Bestellungen sollen 2022 an den Start gehen.
Um die Riesenbestellung stemmen zu können, mussten die Hersteller American Airlines mit einer Finanzierung von 13 Milliarden Dollar unter die Arme greifen - damit seien die ersten 230 Maschinen komplett abgedeckt, schrieb die Airline.
Die drittgrößte US-Fluglinie schreibt immer wieder hohe Verluste - zuerst belastete die Wirtschaftskrise das Unternehmen, jetzt sind es die hohen Spritpreise. Alleine im zweiten Quartal verlor American Airlines 286 Millionen Dollar. Um sich Luft zu verschaffen, soll die Regionaltochter American Eagle abgespalten werden.