Airbus weitet Endmontage seiner A320-Flieger in Hamburg aus
Toulouse/Hamburg (dpa) - Der europäische Flugzeugbauer Airbus fährt angesichts der Auftragsflut für seine modernisierten Mittelstreckenjets die Produktion kräftig hoch.
In Hamburg entsteht dafür eine vierte Endmontagelinie, wie das Unternehmen am Freitag in Toulouse mitteilte. Mit zusätzlichen Arbeitsplätzen kann die Hansestadt jedoch nicht unbedingt rechnen, denn Airbus verlagert einen Teil der Innenausstattung nach Frankreich. Von Mitte 2019 an sollen monatlich 60 Maschinen der A320- und A320neo-Familie ausgeliefert werden - bisher sind es gut 42.
Der Mutterkonzern Airbus Group legte im Sommer einen Gewinnsprung hin. Dank gestiegener Flugzeug-Auslieferungen erzielte der Luftfahrt- und Rüstungskonzern im dritten Quartal einen Umsatz von 14,1 Milliarden Euro und damit 6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn legte um 12 Prozent zu, unter dem Strich sprang der Überschuss um 42 Prozent auf 376 Millionen Euro nach oben. Damit schnitt das Unternehmen besser ab als von Analysten erwartet, es gibt seinen Anteilseignern nun mit einem Aktienrückkauf eine Milliarde Euro zurück.
Die zusätzliche Endmontagelinie im größten deutschen Airbus-Werk Hamburg soll helfen, den weiter gestiegenen Auftragsbestand abzuarbeiten. Dies hatte Airbus bereits im Sommer angedeutet. Derzeit hat das Unternehmen Bestellungen für rund 5500 Mittelstreckenjets in den Büchern.
Die in weiteren Produktionslinien in Toulouse produzierten A320-Jets bekommen ihre Innenausstattung künftig direkt vor Ort. Bisher werden sie dafür extra nach Hamburg geflogen. Was das genau für die Zahl der Mitarbeiter an der Elbe bedeutet, wollte Airbus noch nicht sagen. „Konzernweit wird die Zahl der Beschäftigten jedenfalls steigen“, sagte Finanzchef Harald Wilhelm.
Vor allem die spritsparende Neuauflage A320neo läuft gut. Trotz Problemen mit den neuen Triebwerken von Pratt & Whitney bei den Flugtests will Airbus die erste „neo“ noch vor Jahresende ausliefern, wie Programmchef Didier Evrard versicherte.
Beim weltgrößten Passagierjet A380 muss sich Airbus hingegen Gedanken um die Zukunft machen. Neubestellungen blieben seit Anfang 2014 komplett aus, stattdessen gingen Airbus Kunden von der Stange. Von den 25 Neubestellungen für die A380, die Verkaufschef John Leahy für dieses Jahr in Aussicht gestellt hatte, fehlt bislang jede Spur.
Für das Gesamtjahr sieht Konzernchef Tom Enders den Konzern auf Kurs, sowohl den Gewinn im laufenden Geschäft als auch den Nettogewinn je Aktie zu verbessern. Den nun beschlossenen Aktienrückkauf will Enders bis Mitte 2016 abschließen. An der Börse wurden diese Nachrichten positiv aufgenommen. Am Vormittag legte die Airbus-Aktie in Paris und Frankfurt um mehr als vier Prozent zu und setzte sich damit an die Spitze des MDax und des französischen Index CAC-40.