VW-Dieselprozess Strafverfolger fordern Gefängnis für frühere VW-Manager

Braunschweig · Mehr als dreieinhalb Jahre Prozess mit 168 Verhandlungstagen und rund 150 Zeugen: Am Ende des riesigen Braunschweiger Betrugsverfahrens zur VW-Dieselaffäre will die Staatsanwaltschaft Haftstrafen.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig fordert zum Ende des Strafprozesses im VW-Abgasskandal Gefängnisstrafen.

Foto: Michael Matthey/dpa-Pool/dpa

Fast zehn Jahre nach dem Auffliegen der Dieselmanipulationen bei Volkswagen will die Staatsanwaltschaft Gefängnisstrafen für aus ihrer Sicht zentral Verantwortliche des Skandals. Für drei der vier Angeklagten reicht nach Überzeugung der Strafverfolger Bewährung nicht aus, wie sie in ihrem Schlussplädoyer deutlich machten. Die früheren Manager und Ingenieure seien des Betruges schuldig.

Einen langjährigen Leiter der VW-Antriebstechnik, einen ehemaligen Entwicklungschef der Kernmarke VW und einen früheren Hauptabteilungsleiter der Dieselmotoren-Entwicklung bezeichnete die Braunschweiger Staatsanwaltschaft als Täter und forderte drei beziehungsweise vier Jahre Gefängnis. In einem ehemaligen Abteilungsleiter für die Diesel-Abgasreinigung sehen die Ankläger eher einen Gehilfen, der zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt werden sollte.

Staatsanwälte sehen Angeklagte als überführt an

Die vier Angeklagten stehen seit September 2021 vor der Wirtschaftsstrafkammer in der niedersächsischen Stadt. In dem mehr als vierstündigen Abschlussplädoyer vom Freitag bezeichneten die Staatsanwälte die Männer des Betruges mit manipulierter Software in Millionen Autos überführt.

Drei der Angeklagten seien für einen Schaden von 3,15 Milliarden Euro und 3,65 Millionen betroffene Autos verantwortlich. Weil der vierte Angeklagte erst später hinzukam, beschränken sich die Zahlen für ihn auf 1,14 Milliarden Euro und 1,49 Millionen betroffene Fahrzeuge. Diese stießen auf der Straße ein Vielfaches der erlaubten Werte für schädliche Stickoxide aus.

Auffliegen des Skandals vor fast zehn Jahren

Der Auslöser für dieses riesige Verfahren ist mittlerweile fast zehn Jahre her: Im September 2015 war in den USA bekanntgeworden, dass VW in großem Maßstab ein Täuschungsprogramm eingesetzt hatte, das Abgastests erkannte und nur dann die volle Reinigung der Emissionen aktivierte.

Der Skandal wurde weltweit als „Dieselgate“ bekannt und stürzte den Wolfsburger Autobauer in eine tiefe Krise. Die Folge waren unzählige Prozesse und Kosten, die der Konzern mit mehr als 30 Milliarden Euro beziffert.

Ursprünglich geplant war, dass der frühere Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn mit auf der Anklagebank sitzt. Sein Verfahrensteil wurde aber schon vor dem Auftakt im September 2021 aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Zum Auftakt seines eigenen Verfahrens im September 2024 bestritt er die Vorwürfe und wies jegliche Schuld an der Dieselaffäre zurück. Nach einem Unfall wurde der Strafprozess gegen ihn aber erneut verschoben.

Plädoyers der Verteidiger erwartet

Der Prozess gegen die vier die früheren Manager und Ingenieure soll am 5. Mai (10.30 Uhr) fortgesetzt werden. Ab dann sind die Verteidiger mit ihren Plädoyers dran, die auch jeweils mehrere Stunden in Anspruch nehmen sollen.

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(dpa)